Kambodscha – GegenStrömung https://www.gegenstroemung.org/web Fri, 20 Mar 2020 11:59:59 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 Kambodscha verhängt Zehn-Jahres-Moratorium für Staudammbauten am Mekong https://www.gegenstroemung.org/web/blog/kambodscha-verhaengt-zehn-jahres-moratorium-fuer-staudammbauten-am-mekong/ Fri, 20 Mar 2020 11:51:02 +0000 http://www.gegenstroemung.org/web/?p=2031 Die kambodschanische Regierung hat laut Medienberichten beschlossen, zunächst für die Dauer von zehn Jahren den Bau neuer Wasserkraftwerke am Mekong-Fluss zu verschieben. Hintergrund sind Befürchtungen, dass die empfindliche Biodiversität des Flusses durch Entwicklungsprojekte weiter zerstört werden könnte. Die Entscheidung wurde von Menschenrechts- und Umwelt-Aktivist*innen begrüßt, das diese Maßnahme den Zehntausenden von Menschen, deren Lebensunterhalt von den reichen Ressourcen wie Fischfang des Mekong abhängt, eine willkommene Erleichterung bringen werde. Hinzu kämen die Befürchtungen, dass bei Flutungen in Folge von Staudammbauten Land für Acherbau und Viehzucht ebenso wie ganze Gemeinden von Bewohner*innen ihre Häuser verlieren und zwangsumgesiedelt werden müssten, wenn die ursprünglichen Staudammpläne aufrecht erhalten worden wären. Mak Bunthoeurn, Projektkoordinator des NGO-Forums in Kambodscha, sagte dem britischen Guardian, dass viele Gemeinden entlang des Flusses befürchteten, dass sie ihre Häuser und ihre Lebensgrundlage aufgeben müssten, wenn diese früheren Pläne zum Bau eines Staudamms verwirklicht würden. „Sie haben Zeit, den Fluss zu genießen. Für ihren Lebensunterhalt sind sie von den Fischen abhängig, die sie aus dem Mekong-Fluss und dem Ökosystem erhalten“, sagte er. Er hoffte, dass die zehnjährige Aussetzung den Aktivist*innen Zeit geben würde, die Beamten zu ermutigen, die Staudammprojekte ganz aufzugeben. Denn aufgeschoben heisst leider noch lange nicht aufgehoben.

Daher wird es in den kommenden Jahren auch um massive Aufklärungsarbeit gehen müssen, um auf die Risiken von industriellen Großprojekten wie Staudammbauetn hinzuweisen, GegenStrömung arbeitet in dieser Hinsicht seit vielen Jahren.

Am Mekong kommt aber derzeit hinzu, dass selbst diese Entscheidung Kambodschas an sich bei weitem nicht ausreichend ist, denn der Mekong ist einer der begehrtesten Flüsse im Fadenkreuz wirtschaftlicher Explorationsinterssen von Staudammindustrie und nationalen wie regionalen Regierungen – und dies zeitigt massive Gefahren für die Biodiversität der Region, für die Ernährungssouveränität der Flussanwohner*innen und deren Rechte.

Der Mekong-Fluss durchquert und schneidet die Länder China, Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam und ist mit über 4.000 Kilometer Länge einer der weltweit längsten Flüsse, an dem Millionen von Menschen leben, deren Nahrungsmittelsouveränität zu einem Großteil von Fisch abhängt, Schätzungen gehen dabei von einer Zahl von 60 Millionen Menschen aus.

Hier ein kursorischer, nicht vollständiger Überblick über die für den Flusslauf des Mekong geplanten Staudammvorhaben und deren potentielle Konsequenzen:

Eine Studie der finnischen Aalto University, die Anfang 2017 in Medien rezipiert wurde (u.a. auch von GegenStrömung) zeigte, wie Chinas Staudämme die jahreszeitlichen Wassermengen des Mekong-Flusses in Südostasien massiv verändern. Die Analyse hätte ergeben, dass seit dem Jahr 2011 die Wassermenge flussabwärts der in China gebauten Dämme in der Trockenzeit sich erhöhe und in der Regenzeit vermindert hätte. Zudem sei die Wassermenge in den Trockenzeiten noch größeren Schwankungen ausgesetzt. Der Studie zufolge waren die Auswirkungen ab dem Jahr 2014, nach Fertigstellung des 5,85 GW-Nuozhadu-Dammes, am ausgeprägtesten. Die veränderten Wassermengen machten sich bis ins 2.000 Kilometer entfernte Kambodscha bemerkbar. „Die Änderungen im Wasserfluss, so steht zu befürchten, könnten die ökologische Produktivität des Flusses und somit der Lebenswelten, Wirtschaft und Ernährungssicherheit der flussabwärts lebenden Bevölkerung bedrohen“, so der finnische Forscher und Autor der Studie, Timo Räsänen, damals. Vor allem die Auswirkungen auf die Fischerei seien besorgniserregend, so Räsänen. Diese spiele die hauptsächliche Rolle in der lokalen und regionalen Wirtschaft und sichere das Überleben und die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln. Der Forscher wies auch daraufhin, dass auch die flussabwärts liegenden Staaten derzeit massiv in den Bau von Staudämmen und Wasserkraftanlagen investierten. Er forderte daher weitergehende Analysen und vor allem auch grenzüberschreitende Untersuchungen und Kooperation, um die Gefahren und Risikien besser zu verstehen, abzumildern und verhindern zu können.

Auch in Vietnam zeigt man sich seit Jahren extrem besorgt, vor allem über Laos‘ Staudammpläne am Mekong. Vietnams Minister für natürliche Ressourcen und Umwelt und Vorsitzender der Vietnam Mekong River Commission, Tran Hong Ha, kritisierte im Mai 2017 auf einem Workshop mit zivilgesellschaftlichen Vertreter*innen aus Universitäten, dass vor allem die seitens Laos‘ Regierung in Angriff genommenen Bautätigkeiten für den „Pak Beng“-Staudamm am Unteren Mekong eine Bedrohung für die zu erhaltenen Lebenswelten der betroffenen Flussanwohner*innen darstelle. Der Minister wies damals daraufhin, dass die bisher abgehaltenen Konsultationen der betroffenen Bevölkerung und die diesbezüglich geforderten Infomationen unzureichend seien. Zudem gebe es noch immer keine Untersuchungen über die kumulativen Aspekte mit den flussaufwärts in Laos – wie Xayabury und Don Shahong – bereits im Bau befindlichen Dämme sowie den weiteren anderen acht Groß-Staudämmen, die von Laos, Myanmar und China am Mekong geplant sind. Des Weiteren, so kritisierte damals der vietnamesische Umweltminister, gebe es für die Dämme noch immer keine Klimawandelfolgenstudie und auch keine Analyse, welche Wirkungen der Bau dieser Staudämme für die Grenzanrainer haben könnte. Zudem stützten sich die bisher vorgelegten Umweltfolgenstudien auf veraltete Daten, kritisierte der Minister. Auf dem Workshop wurde zudem bemängelt, dass mit dem Bau des „Pak Beng“-Dammes bereits begonnen wurde, obwohl die Konsultationsphase der Betroffenen noch gar nicht vollends durchgeführt worden sei. Le Anh Tuan von der Can Tho Universität forderte damals auf dem Workshop einen Baustopp, solange die wissenschaftlichen Studien noch nicht abgeschlossen seien. Er wies auch darauf hin, dass die chinesische Firma sich an Baupläne aus den 1960er und 1970er Jahren stütze, so der damalige Pressebericht von Vietnam Net. Nguyen Ngoc Tran, vormaliger Vorsitzender des National Assembly’s Committee for Science and Technology, warnte zudem vor künftig zunehmenden Überschwemmungen und Landverlusten am Mekong-Delta, sollte die Sedimentfracht durch die Staudammprojekte entlang des Mekong behindert werden.

Der „Pak Beng“-Dam ist der nördlichste von elf Dämmen, die in Laos am Mekong-Fluss geplant sind. Pak Beng soll in der Provinz Oudomxay, im Norden von Laos, mit 912 MW jährlich 4.700 GWh Strom erzeugen, von denen 90% nach Thailand verkauft werden und die restlichen 10% an Laos staatlichen Stromversorger, Electricité du Laos. Laut der staudammkritischen Nichtregierungsorganisation International Rivers zeichne sich die für den Dammbau von Pak Beng vorgesehene Gegend als „außergewöhnlich schöner Abschnitt des Mekong-Flusses“ aus, es sei eine „üppige, bergige Gegend“, in der die Flussanwohner*innen ihren Lebensunterhalt durch Flussufer-Landwirtschaft, durch die Fischerei und die Viehzucht bestreiten. Die Wasserschnellen und Lagunen bilden ein komplexes Flussökosystem und machen den Mekong zu einem wichtigen Lebensraum für Fisch und Wassertiere. International Rivers warnte bereits 2017 davor, dass bis zu 25 Dörfer in Laos und zwei Dörfer in Thailand direkt vom Bau des Pak-Beng-Staudamms betroffen sein werden und dass durch den Bau schätzungsweise 6.700 Menschen umgesiedelt werden müssten. Im Jahr 2007 hatte die China Datang Overseas Investment (Datang) ein Memorandum of Understanding mit der Regierung von Laos unterzeichnet, um den „Pak Beng“-Damm zu errichten. Datang erhielt im März 2014 die Umweltgenehmigung von der laotischen Regierung für das Wasserkraftprojekt und verkündete, dass es die vorgeschriebenen Umweltverträglichkeitsprüfungen sowie die vorgeschriebene Konsultation der Betroffenen – wie im Mekong-Abkommen von 1995 zwischen Kambodscha, Laos, Thailand und Vietnam vereinbart – durchführen werde.

Gleichwohl planen neben Laos und China auch die anderen Mekong-Anrainer-Staaten derzeit weiterhin massiv, in den Bau von Staudämmen und Wasserkraftanlagen zu investieren. Aber Kambodschas Entscheidung sendet zumindest ein Signal.

]]>
„Lower Sesan 2“-Damm flutet Dorf mit sechs bis sieben Meter https://www.gegenstroemung.org/web/blog/lower-sesan-2-damm-flutet-dorf-mit-sechs-bis-sieben-meter/ Wed, 07 Feb 2018 11:05:41 +0000 http://www.gegenstroemung.org/web/?p=1666 Erst im September war unter Anwesenheit des Präsidenten von Kambodscha, Hun Sen, der künftig größte Staudamm des Landes, der „Lower Sesan 2“-Damm, eröffnet worden. Kritik wurde weggewischt, 5.000 Menschen der indigenen Bunong, Lao und Khmer wurden zwangsumgesiedelt. 63 Familien weigerten sich, so weit weg von ihrem angestammten Land neu siedeln zu müssen, und zogen nur einen Kilometer ihrer alten Häuser in ein Waldgebiet. Sie wollten währenddessen weiter vor Gericht gegen ihre Räumung ankämpfe, hofften auf eine Wende in letzter Minute, hofften zumindest, dass die Entschädigungszahlungen für die Zwangsumsiedlung höher ausfallen würden, um so wenigstens einen Teil der Verluste der Familien auszugleichen.

Die Regierung und Baubetreiberfirmen interessierte das alles herzlich wenig. Nun berichten die Nichtregierungsorganisation International Rivers sowie der britische Independent, dass das alte Dorf Srekor sechs bis sieben Meter unter Wasser liegt. Häuser, Höfe, Sakralbauten, Friedhöfe, Gärten und Felder, alles unter Wasser.

All das passiert am linksseitigen Mekong-Zufluss des Sesan, dort, wo der Srepok-Fluss mit dem Sesan zusammenfließt, dort steht nun der „Lower Sesan II“-Damm, Kambodschas künftig größtes Wasserkraftwerk. Investoren aus Kambodscha, China und Vietnam bauen dort diesen Staudamm mit 75 Meter Höhe, der Kambodscha künftig mit 400 MW-Kapazität mit Strom versorgen soll – und dessen Strom auch in großem Stil ins benachbarte Ausland exportiert werden soll. 816 Millionen US-Dollar soll das kosten, die zum Großteil aus China als Kredite investiert werden.

Kambodscha gewinnt derzeit 61 Prozent seiner Elektrizität aus sechs in Betrieb befindlichen Dämmen, die restlichen 39 Prozent kommen aus Biomasse- und Kohlebetriebenen Kraftwerken sowie durch Strom, der aus dem Nachbarland Vietnam importiert wird. Das Dammprojekt Lower Sesan II wurde 2012 von der Regierung Kambodschas bewilligt, obwohl die Umweltfolgenstudie den „Best Practice“-Test nicht bestand. Ende 2016 war das „Lower Sesan II“-Dammprojekt laut Betrieberangaben zu 80 Prozent fertiggestellt, die erste Turbine wurde im Oktober 2015 in Betrieb genommen werden, im September 2017 reiste Kambodschas Präsident Hun Sen zur feierlichen Einweihung an, und bis Ende 2018 sollen alle geplanten acht Turbinen laufen.

Der Mekong-Fluss durchquert und schneidet die Länder China, Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam und ist mit über 4.000 Kilometer Länge einer der weltweit längsten Flüsse, an dem Millionen von Menschen leben, deren Nahrungsmittelsouveränität zu einem Großteil von Fisch abhängt. Gleichzeitig gilt das Mekong-Becken aktuell als einer der weltweit größten Hot Spots des Staudammbusinesses.

// Christian Russau

]]>
Wie ein Staudammbau am Mekong-Zufluss die Waldrodung in der Region befördert https://www.gegenstroemung.org/web/blog/wie-ein-staudammbau-am-mekong-zufluss-die-waldrodung-in-der-region-befoerdert/ Mon, 28 Aug 2017 14:21:08 +0000 http://www.gegenstroemung.org/web/?p=1551 Im Nordosten von Kambodscha, in der Provinz Stung Treng, wird seit fünf Jahren an einem der künftig größten Wasserkraftwerke Kambodschas gebaut. Neue Presseberichte zeigen, wie die für Staudammbauten gesetzliche legale Rodung der Waldgebiete genutzt wird, um illegal geschlagenes Holz als legal zu deklarieren und so dem Raubbau am Regenwald Kambodschas vorantreibt.

Von Christian Russau

Am linksseitigen Mekong-Zufluss des Sesan, dort, wo der Srepok-Fluss mit dem Sesan zusammenfließt, entsteht derzeit der „Lower Sesan II“-Damm, Kambodschas künftig größtes Wasserkraftwerk. Investoren aus Kambodscha, China und Vietnam bauen dort einen Staudamm mit 75 Meter Höhe, der Kambodscha künftig mit 400 MW-Kapazität mit Strom versorgen soll – und dessen Strom auch in großem Stil ins benachbarte Ausland exportiert werden soll. 816 Millionen US-Dollar soll das kosten, die zum Großteil aus China als Kredite investiert werden.

Aber nicht alle sind froh über das Projekt. Schätzungen gehen von 5.000 Personen aus, die für den Bau insgesamt zwangsumgesiedelt wurden bzw. noch werden, und rund 40.000 Menschen, die entlang der Sesan- und Srepok-Flüsse auf den Fluss- und Sandbänken leben und vom Dammbau indirekt in Mitleidenschaft gezogen werden, da sie ihr Einkommen größtenteils aus dem durch den Dammbau bedrohten Fischfang beziehen (siehe Bericht von GegenStrömung vom 10. März 2017).

Nun aber werden von Anwohner*innen neue Anschuldigungen erhoben: Der Staudammbau fördere die Rodung des tropischen Regenwaldgebiets, in dem eigentlich der Holzeinschlag nur in geringem Maße, für die Bewohner*innen zur Eigenversorgung, gestattet ist. Und das funktioniert so: „Vorher fällten wir einige Bäume“, sagt der Anwohner Vann Oun der Presse. „Dieses Holz war für unsere Häuser, aber nie dafür, dass es nach Vietnam oder China verkauft werden sollte.“

Nun aber hat sich mit dem Staudammbau die Sachlage geändert. Die Abholzung nimmt in der ganzen Region zu, wegen des Baus des „Lower Sesan II“-Damm. Und diese in den allermeisten Fällen illegalen Rodungen werden durch einen simplen Trick legalisiert. Denn in dem Gebiet, das als Baukonzession für den Staudammbau und für die Flutung des Reservoirs vergeben wurde, ist durch diese Baumaßnahme die Rodung legal. Und dieses dort dann legal geschlagene Holz darf weiter verkauft werden. Da es aber vor Ort keine behördlichen Kontrollen gibt, wird illegal geschlagenes Holz aus der ganzen Region in das Konzessionsgebiet des „Lower Sesan II“-Damms verbracht, dort als „frisch vor Ort geschlagenes Holz“ deklariert und so steht es dem legalen Holzexport ins Ausland zur Verfügung. Dem Pressebericht bei NPR zufolge geschieht dies seit Baubeginn vor fünf Jahren. „Die Firma sagt, sie würden nur das Gebiet des Flutungsbeckens roden, aber das stimmt nicht“, so ein Anwohner gegenüber den Medien. „Da kommen Leute aus der ganzen Provinz hierher zum Staudammkonzessionsgebiet und bringen Holz aus der gesamten Region hierher.“ Die Baufirmen und die verantwortlichen künftigen Staudammbetreiberfirmen (die chinesische Lancang Hydropower International hält einen Anteil von 51 Prozent an dem Projekt, die kambodschanische Royal Group hält 39 Prozent und die vietnamesische EVN International hält 10 Prozent der Anteile) wiesen gegenüber NPR die Vorwürfe zurück. Der Medienbericht bei NPR resümiert: „A lot of people are already making money from cutting down Cambodia’s forests to sell its luxury hardwood abroad. Some indigenous villagers here say the new dam is helping hasten their forests‘ destruction.“

Die vom Staudammbau betroffenen Anwohner*innen leben vor Ort an dem Zusammenfluss der Sesan- und Srepok-Flüsse, betreiben Reisfeldanbau, Gemüsegärten, Fisch- und Viehzucht. Die Bewohnerinnen und Bewohner haben eine Videostory erstellt, in der sie von ihrer Angst um ihre angestammte Lebenswelt berichten und sich gegen den Dammbau aussprechen. Zudem werfen die Bewohnerinnen und Bewohner den Betreibern, Bauherren, den Behörden und der Regierung vor, sie wären nie angemessen konsultiert worden, obwohl die ILO 169 ihnen als indigene Bevölkerung dies eigentlich garantieren müsste.

Die internationale Nichtregierungsorganisation International Rivers berichtete, dass eine im Jahr 2012 für die Proceedings of the National Academy of Sciences erstellte Studie feststellte, dass der Bau des Lower Sesan II-Damms einen Rückgang der Fischbestände um 9,3 Prozent vor Ort hätte, da rund 50 Fischarten in ihrem Bestand bedroht würden. Die Auswirkungen des Damm wären in Zukunft aber auch entlang des Mekong-Flusses, flussauf- wie auch flussabwärts zu spüren, sogar bis nach Vietnam, Laos und Thailand.

Kambodscha gewinnt derzeit 61 Prozent seiner Elektrizität aus sechs in Betrieb befindlichen Dämmen, die restlichen 39 Prozent kommen aus Biomasse- und Kohlebetriebenen Kraftwerken sowie durch Strom, der aus dem Nachbarland Vietnam importiert wird. Das Dammprojekt Lower Sesan II wurde 2012 von der Regierung Kambodschas bewilligt, obwohl die Umweltfolgenstudie den „Best Practice“-Test nicht bestand. Ende 2016 war das „Lower Sesan II“-Dammprojekt laut Betrieberangaben zu 80 Prozent fertiggestellt, die erste Turbine soll im Oktober 2015 in Betrieb genommen werden, bis Ende 2018 sollen alle geplanten acht Turbinen laufen.

Der Mekong-Fluss durchquert und schneidet die Länder China, Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam und ist mit über 4.000 Kilometer Länge einer der weltweit längsten Flüsse, an dem Millionen von Menschen leben, deren Nahrungsmittelsouveränität zu einem Großteil von Fisch abhängt. Gleichzeitig gilt das Mekong-Becken aktuell als einer der weltweit größten Hot Spots des Staudammbusinesses.

]]>
Kambodschas künftig größter Staudamm, Lower Sesan 2, sorgt weiter für Ärger https://www.gegenstroemung.org/web/blog/kambodschas-kuenftig-groesster-staudamm-lower-sesan-2-sorgt-weiter-fuer-aerger/ Fri, 10 Mar 2017 13:35:00 +0000 http://www.gegenstroemung.org/web/?p=1363 Von Christian Russau (GegenStrömung)

Im Nordosten von Kambodscha, in der Provinz Stung Treng, bauen Investoren aus Kambodscha, China und Vietnam Kambodschas mit künftig 400 MW größten Staudamm zur Elektrizitätsproduktion, an dem linksseitigen Mekong-Zufluss des Sesan im Zusammenfluss mit dem Srepok-Fluss, den im Bau befindlichen „Lower Sesan II“-Damm. Für den nach Fertigstellung des Walls dann 75 Meter hohen Damm investieren die chinesische Lancang Hydropower International, die einen Anteil von 51 Prozent an dem Projekt hält, die kambodschanische Royal Group (39 Prozent) sowie die vietnamesische EVN International (10 Prozent Anteil) zusammen umgerechnet 816 Millionen US-Dollar, die zum Großteil aus China als Kredite investiert werden.
Aber nicht alle sind froh über das Projekt. Schätzungen gehen von 5.000 Personen aus, die für den Bau insgesamt zwangsumgesiedelt wurden bzw. noch werden, und rund 40.000 Menschen, die entlang der Sesan- und Srepok-Flüsse auf den Fluss- und Sandbänken leben und vom Dammbau in Mitleidenschaft gezogen werden, da sie ihr Einkommen größtenteils aus dem durch den Dammbau bedrohten Fischfang beziehen, berichtete die britische Tageszeitung Independent.
Anfang März 2016 gab es nun in Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh eine Veranstaltung mit Staudammgegnern, die sich gegen ihre Zwangsumsiedlung zur Wehr setzen. Khmer Times hob die Rede der Kleinbäuerin Frau Nat Sota hervor, die wie andere 180 Familien aus den 140 Häusern der Ortschaften Sre Kor und Kbal Romeas sich weigerten, ihre Häuser zu räumen. Die Anwohnerin beklagte, sie könne ihr Land und Haus nicht aufgeben, da sie vom Ertrag und vom Zugang zum Fluss als Nahrungsquelle lebe. „Ich würde lieber hier sterben, als irgendwo anders hinzuziehen“, erklärte sie. „Wie ich gehört habe, würde ich in dem neuen Ort mein Gemüse, Wasser und Fleisch kaufen müssen.“
Die Behörden versprachen den Betroffenen, dass jede Familie ein 80 Quadratmeter großes Haus erhalte und ein 1.000 Quadratmeter großes Stück Grundstück sowie fünf Hektar Farmland. Für die neuen Orte seien Schulen, medizinische Einrichtungen, eine Gemeindehalle, eine Polizeistation sowie Tempelpagoden und Straßen geplant. Alle Einwohner würden zudem ans Stromnetz und an ein Abwassersystem angeschlossen werden, berichtet die Khmer Times, die Behördenvertreter zitierend.
Doch ein anderer Anwohner, der die Umsiedlung zuvor akzeptiert hatte, berichtete der Zeitung, dass er zuvor von Fischfang und kleinbäuerlicher Landwirtschaft gut überleben konnte. In dem neuen Umsiedlungsort aber gebe es schlechte Infrastruktur, eine schlecht instandgesetzte Straße und nur einen kleinen Kanal, der den Ort bei Starkregen überflute. Er erklärte, ohne den nahen Fluss seien nun viele der Bewohnerinnen und Bewohner arbeitslos und sie hätten keinen Zugang mehr zu frischem, sauberen Wasser.

Das Volk der Bunong lebt vor Ort an dem Zusammenfluss der Sesan- und Srepok-Flüsse, betreibt Reisfeldanbau, Gemüsegärten, Fisch- und Viehzucht. Die Bewohnerinnen und Bewohner haben eine Videostory erstellt, in der sie von ihrer Angst um ihre angestammte Lebenswelt berichten und sich gegen den Dammbau aussprechen. Zudem werfen die Bewohnerinnen und Bewohner den Betreibern, Bauherren, den Behörden und der Regierung vor, sie wären nie angemessen konsultiert worden, obwohl die ILO 169 ihnen als indigene Bevölkerung dies eigentlich garantieren müsste.

Die internationale Nichtregierungsorganisation International Rivers berichtete, dass eine im Jahr 2012 für die Proceedings of the National Academy of Sciences erstellte Studie feststellte, dass der Bau des Lower Sesan II-Damms einen Rückgang der Fischbestände um 9,3 Prozent vor Ort hätte, da rund 50 Fischarten in ihrem Bestand bedroht würden. Die Auswirkungen des Damm wären in Zukunft aber auch entlang des Mekong-Flusses, flussauf- wie auch flussabwärts zu spüren, sogar bis nach Vietnam, Laos und Thailand.

Kambodscha gewinnt derzeit 61 Prozent seiner Elektrizität aus sechs in Betrieb befindlichen Dämmen, die restlichen 39 Prozent kommen aus Biomasse- und Kohlebetriebenen Kraftwerken sowie durch Strom, der aus dem Nachbarland Vietnam importiert wird. Das Dammprojekt Lower Sesan II wurde 2012 von der Regierung Kambodschas bewilligt, obwohl die Umweltfolgenstudie den „Best Practice“-Test nicht bestand. Ende 2016 war das Lower Sesan II-Dammprojekt laut Betrieberangaben zu 80 Prozent fertiggestellt, die erste Turbine soll im Oktober 2015 in Betrieb genommen werden, bis Ende 2018 sollen alle geplanten acht Turbinen laufen.

Der Mekong-Fluss durchquert und schneidet die Länder China, Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam und ist mit über 4.000 Kilometer Länge einer der weltweit längsten Flüsse, an dem Millionen von Menschen leben, deren Nahrungsmittelsouveränität zu einem Großteil von Fisch abhängt. Gleichzeitig gilt das Mekong-Becken aktuell als einer der weltweit größten Hot Spots des Staudammbusinesses.

]]>
Chinas Staudämme verändern massiv die jahreszeitlichen Wassermengen des Mekong https://www.gegenstroemung.org/web/blog/chinas-staudaemme-veraendern-massiv-die-jahreszeitlichen-wassermengen-des-mekong/ Thu, 12 Jan 2017 08:15:37 +0000 http://www.gegenstroemung.org/web/?p=1325 Von Christian Russau

Eine neue Studie der finnischen Aalto University zeigt, wie Chinas Staudämme die jahreszeitlichen Wassermengen des Mekong-Flusses in Südostasien massiv verändern. Die Studie wird von phys.org zitiert. Die Analyse hätte ergeben, dass seit dem Jahr 2011 die Wassermenge flussabwärts der in China gebauten Dämme in der Trockenzeit sich erhöht und in der Regenzeit vermindert hätte. Zudem sei die Wassermenge in den Trockenzeiten noch größeren Schwankungen ausgesetzt. Der Studie zufolge waren die Auswirkungen ab dem Jahr 2014, nach Fertigstellung des 5,85 GW-Nuozhadu-Dammes, am ausgeprägtesten. Die veränderten Wassermengen machten sich bis ins 2.000 Kilometer entfernte Kambodscha bemerkbar. „Die Änderungen im Wasserfluss, so steht zu befürchten, könnten die ökologische Produktivität des Flusses und somit der Lebenswelten, Wirtschaft und Ernährungssicherheit der flussabwärts lebenden Bevölkerung bedrohen“, so der finnische Forscher und Autor der Studie, Timo Räsänen. Vor allem die Auswirkungen auf die Fischerei seien besorgniserregend, so Räsänen. Diese spiele die hauptsächliche Rolle in der lokalen und regionalen Wirtschaft und sichere das Überleben und die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln.
Der Forscher weist auch daraufhin, dass auch die flussabwärts liegenden Staaten derzeit massiv in den Bau von Staudämmen und Wasserkraftanlagen investierten. Er fordert daher weitergehende Analysen und vor allem auch grenzüberschreitende Untersuchungen und Kooperation, um die Gefahren und Risikien besser zu verstehen, abzumildern und verhindern zu können. Der Mekong-Fluss durchquert und schneidet die Länder China, Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam und ist mit über 4.000 Kilometer Länge einer der weltweit längsten Flüsse, an dem Millionen von Menschen leben, deren Nahrungsmittelsouveränität zu einem Großteil von Fisch abhängt.

]]>