Mekong – GegenStrömung https://www.gegenstroemung.org/web Mon, 14 Sep 2020 15:03:53 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 Niedrigwasser am Mekong gefährdet die Ernährungssicherheit der Kleinbäuerinnen und -bauern in Thailand https://www.gegenstroemung.org/web/blog/niedrigwasser-am-mekong-gefaehrdet-die-ernaehrungssicherheit-der-kleinbaeuerinnen-und-bauern-in-thailand/ Mon, 14 Sep 2020 13:22:01 +0000 http://www.gegenstroemung.org/web/?p=2103 Ungewöhnlich niedrige Wasserstände des Mekong und seiner Nebenflüsse in der nordöstlichen Grenzprovinz Thailands an der Grenze zu Laos gefährden laut lokalen Medienberichten die Existenzgrundlage der Bauern, insbesondere in den Flüssen Nam Oun und Nam Songkhram. Dort sei das Wasser des Mekong nur noch etwa 5 Meter hoch – 8 Meter unter dem Hochpegel von 13 Metern. Das ist so niedrig wie in keinem September der letzten fünf Jahre, so die Bangkok Post. Die Hauptzuflüsse des Mekong Nam Oun, Nam Songkhram und Nam Kam führten nur noch 20-30% ihrer Kapazität. Laut Beamten des Königlichen Bewässerungsministeriums würden derzeit Pläne erarbeitet, um das Wasser in natürlichen Reservoirs und Bewässerungssystemen in den Mekongzuflüssen – für den Notfall bei zukünftigen Wasserknappheiten – zurückzuhalten, bevor es in den Mekong fließt.

Niedrige Regenfälle in jüngster Zeit, aber eben auch der Bau von Staudämmen am Oberfluss des Mekong werden als Ursache für sinkende Wasserstände in den Unterläufen des Mekong gesehen. Erst jüngst machte „Bloomberg“ darauf in einer großen Reportage aufmerksam und machte China als Hauptschuldigen dafür aus. Chinas kritische Rolle bei Staudammbau am Oberlauf des Mekong ist dabei unumstritten und dies rief jüngst die US-Regierung auf den Plan, die sich Anfang September mit fünf Mekong-Anrainerstaaten Kambodscha, Laos, Myanmar, Thailand und Vietnam traf, um gemeinsam China „accountable“ zu halten, schließlich zeitigten Chinas elf Dämme am Mekong „adversely affected food security, environment and livelihood of people in the Mekong“, so der US-Offizielle U.S. Deputy Secretary of State Stephen Biegun. Nun ist dies aber eher weniger als ausschließlich hehrer Einsatz der US-Regierung für die Ernährungssouveränität der Mekong-Anrainer anzusehen als eher ein Versuch, in der Rivalität mit China eine weitere Flanke zu eröffnen – und außerdem bauen auch die anderen Mekong-Anrainerstaaten weiterhin an Staudämmen, einzig Kambodscha hatte im März erklärt, zunächst für die Dauer von zehn Jahren den Bau neuer Wasserkraftwerke am Mekong-Fluss zu verschieben. Hintergrund sind Befürchtungen, dass die empfindliche Biodiversität des Flusses durch Entwicklungsprojekte weiter zerstört werden könnte.

Der Mekong ist einer der begehrtesten Flüsse im Fadenkreuz wirtschaftlicher Explorationsinterssen von Staudammindustrie und nationalen wie regionalen Regierungen – und dies zeitigt massive Gefahren für die Biodiversität der Region, für die Ernährungssouveränität der Flussanwohner*innen und deren Rechte. Der Mekong-Fluss durchquert und schneidet die Länder China, Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam und ist mit über 4.000 Kilometer Länge einer der weltweit längsten Flüsse, an dem Millionen von Menschen leben, deren Nahrungsmittelsouveränität zu einem Großteil von Fisch abhängt, Schätzungen gehen dabei von einer Zahl von 60 Millionen Menschen aus.

// christian russau

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Kambodscha verhängt Zehn-Jahres-Moratorium für Staudammbauten am Mekong https://www.gegenstroemung.org/web/blog/kambodscha-verhaengt-zehn-jahres-moratorium-fuer-staudammbauten-am-mekong/ Fri, 20 Mar 2020 11:51:02 +0000 http://www.gegenstroemung.org/web/?p=2031 Die kambodschanische Regierung hat laut Medienberichten beschlossen, zunächst für die Dauer von zehn Jahren den Bau neuer Wasserkraftwerke am Mekong-Fluss zu verschieben. Hintergrund sind Befürchtungen, dass die empfindliche Biodiversität des Flusses durch Entwicklungsprojekte weiter zerstört werden könnte. Die Entscheidung wurde von Menschenrechts- und Umwelt-Aktivist*innen begrüßt, das diese Maßnahme den Zehntausenden von Menschen, deren Lebensunterhalt von den reichen Ressourcen wie Fischfang des Mekong abhängt, eine willkommene Erleichterung bringen werde. Hinzu kämen die Befürchtungen, dass bei Flutungen in Folge von Staudammbauten Land für Acherbau und Viehzucht ebenso wie ganze Gemeinden von Bewohner*innen ihre Häuser verlieren und zwangsumgesiedelt werden müssten, wenn die ursprünglichen Staudammpläne aufrecht erhalten worden wären. Mak Bunthoeurn, Projektkoordinator des NGO-Forums in Kambodscha, sagte dem britischen Guardian, dass viele Gemeinden entlang des Flusses befürchteten, dass sie ihre Häuser und ihre Lebensgrundlage aufgeben müssten, wenn diese früheren Pläne zum Bau eines Staudamms verwirklicht würden. „Sie haben Zeit, den Fluss zu genießen. Für ihren Lebensunterhalt sind sie von den Fischen abhängig, die sie aus dem Mekong-Fluss und dem Ökosystem erhalten“, sagte er. Er hoffte, dass die zehnjährige Aussetzung den Aktivist*innen Zeit geben würde, die Beamten zu ermutigen, die Staudammprojekte ganz aufzugeben. Denn aufgeschoben heisst leider noch lange nicht aufgehoben.

Daher wird es in den kommenden Jahren auch um massive Aufklärungsarbeit gehen müssen, um auf die Risiken von industriellen Großprojekten wie Staudammbauetn hinzuweisen, GegenStrömung arbeitet in dieser Hinsicht seit vielen Jahren.

Am Mekong kommt aber derzeit hinzu, dass selbst diese Entscheidung Kambodschas an sich bei weitem nicht ausreichend ist, denn der Mekong ist einer der begehrtesten Flüsse im Fadenkreuz wirtschaftlicher Explorationsinterssen von Staudammindustrie und nationalen wie regionalen Regierungen – und dies zeitigt massive Gefahren für die Biodiversität der Region, für die Ernährungssouveränität der Flussanwohner*innen und deren Rechte.

Der Mekong-Fluss durchquert und schneidet die Länder China, Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam und ist mit über 4.000 Kilometer Länge einer der weltweit längsten Flüsse, an dem Millionen von Menschen leben, deren Nahrungsmittelsouveränität zu einem Großteil von Fisch abhängt, Schätzungen gehen dabei von einer Zahl von 60 Millionen Menschen aus.

Hier ein kursorischer, nicht vollständiger Überblick über die für den Flusslauf des Mekong geplanten Staudammvorhaben und deren potentielle Konsequenzen:

Eine Studie der finnischen Aalto University, die Anfang 2017 in Medien rezipiert wurde (u.a. auch von GegenStrömung) zeigte, wie Chinas Staudämme die jahreszeitlichen Wassermengen des Mekong-Flusses in Südostasien massiv verändern. Die Analyse hätte ergeben, dass seit dem Jahr 2011 die Wassermenge flussabwärts der in China gebauten Dämme in der Trockenzeit sich erhöhe und in der Regenzeit vermindert hätte. Zudem sei die Wassermenge in den Trockenzeiten noch größeren Schwankungen ausgesetzt. Der Studie zufolge waren die Auswirkungen ab dem Jahr 2014, nach Fertigstellung des 5,85 GW-Nuozhadu-Dammes, am ausgeprägtesten. Die veränderten Wassermengen machten sich bis ins 2.000 Kilometer entfernte Kambodscha bemerkbar. „Die Änderungen im Wasserfluss, so steht zu befürchten, könnten die ökologische Produktivität des Flusses und somit der Lebenswelten, Wirtschaft und Ernährungssicherheit der flussabwärts lebenden Bevölkerung bedrohen“, so der finnische Forscher und Autor der Studie, Timo Räsänen, damals. Vor allem die Auswirkungen auf die Fischerei seien besorgniserregend, so Räsänen. Diese spiele die hauptsächliche Rolle in der lokalen und regionalen Wirtschaft und sichere das Überleben und die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln. Der Forscher wies auch daraufhin, dass auch die flussabwärts liegenden Staaten derzeit massiv in den Bau von Staudämmen und Wasserkraftanlagen investierten. Er forderte daher weitergehende Analysen und vor allem auch grenzüberschreitende Untersuchungen und Kooperation, um die Gefahren und Risikien besser zu verstehen, abzumildern und verhindern zu können.

Auch in Vietnam zeigt man sich seit Jahren extrem besorgt, vor allem über Laos‘ Staudammpläne am Mekong. Vietnams Minister für natürliche Ressourcen und Umwelt und Vorsitzender der Vietnam Mekong River Commission, Tran Hong Ha, kritisierte im Mai 2017 auf einem Workshop mit zivilgesellschaftlichen Vertreter*innen aus Universitäten, dass vor allem die seitens Laos‘ Regierung in Angriff genommenen Bautätigkeiten für den „Pak Beng“-Staudamm am Unteren Mekong eine Bedrohung für die zu erhaltenen Lebenswelten der betroffenen Flussanwohner*innen darstelle. Der Minister wies damals daraufhin, dass die bisher abgehaltenen Konsultationen der betroffenen Bevölkerung und die diesbezüglich geforderten Infomationen unzureichend seien. Zudem gebe es noch immer keine Untersuchungen über die kumulativen Aspekte mit den flussaufwärts in Laos – wie Xayabury und Don Shahong – bereits im Bau befindlichen Dämme sowie den weiteren anderen acht Groß-Staudämmen, die von Laos, Myanmar und China am Mekong geplant sind. Des Weiteren, so kritisierte damals der vietnamesische Umweltminister, gebe es für die Dämme noch immer keine Klimawandelfolgenstudie und auch keine Analyse, welche Wirkungen der Bau dieser Staudämme für die Grenzanrainer haben könnte. Zudem stützten sich die bisher vorgelegten Umweltfolgenstudien auf veraltete Daten, kritisierte der Minister. Auf dem Workshop wurde zudem bemängelt, dass mit dem Bau des „Pak Beng“-Dammes bereits begonnen wurde, obwohl die Konsultationsphase der Betroffenen noch gar nicht vollends durchgeführt worden sei. Le Anh Tuan von der Can Tho Universität forderte damals auf dem Workshop einen Baustopp, solange die wissenschaftlichen Studien noch nicht abgeschlossen seien. Er wies auch darauf hin, dass die chinesische Firma sich an Baupläne aus den 1960er und 1970er Jahren stütze, so der damalige Pressebericht von Vietnam Net. Nguyen Ngoc Tran, vormaliger Vorsitzender des National Assembly’s Committee for Science and Technology, warnte zudem vor künftig zunehmenden Überschwemmungen und Landverlusten am Mekong-Delta, sollte die Sedimentfracht durch die Staudammprojekte entlang des Mekong behindert werden.

Der „Pak Beng“-Dam ist der nördlichste von elf Dämmen, die in Laos am Mekong-Fluss geplant sind. Pak Beng soll in der Provinz Oudomxay, im Norden von Laos, mit 912 MW jährlich 4.700 GWh Strom erzeugen, von denen 90% nach Thailand verkauft werden und die restlichen 10% an Laos staatlichen Stromversorger, Electricité du Laos. Laut der staudammkritischen Nichtregierungsorganisation International Rivers zeichne sich die für den Dammbau von Pak Beng vorgesehene Gegend als „außergewöhnlich schöner Abschnitt des Mekong-Flusses“ aus, es sei eine „üppige, bergige Gegend“, in der die Flussanwohner*innen ihren Lebensunterhalt durch Flussufer-Landwirtschaft, durch die Fischerei und die Viehzucht bestreiten. Die Wasserschnellen und Lagunen bilden ein komplexes Flussökosystem und machen den Mekong zu einem wichtigen Lebensraum für Fisch und Wassertiere. International Rivers warnte bereits 2017 davor, dass bis zu 25 Dörfer in Laos und zwei Dörfer in Thailand direkt vom Bau des Pak-Beng-Staudamms betroffen sein werden und dass durch den Bau schätzungsweise 6.700 Menschen umgesiedelt werden müssten. Im Jahr 2007 hatte die China Datang Overseas Investment (Datang) ein Memorandum of Understanding mit der Regierung von Laos unterzeichnet, um den „Pak Beng“-Damm zu errichten. Datang erhielt im März 2014 die Umweltgenehmigung von der laotischen Regierung für das Wasserkraftprojekt und verkündete, dass es die vorgeschriebenen Umweltverträglichkeitsprüfungen sowie die vorgeschriebene Konsultation der Betroffenen – wie im Mekong-Abkommen von 1995 zwischen Kambodscha, Laos, Thailand und Vietnam vereinbart – durchführen werde.

Gleichwohl planen neben Laos und China auch die anderen Mekong-Anrainer-Staaten derzeit weiterhin massiv, in den Bau von Staudämmen und Wasserkraftanlagen zu investieren. Aber Kambodschas Entscheidung sendet zumindest ein Signal.

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Nam Theun 2 – knapp ein Jahr danach https://www.gegenstroemung.org/web/blog/nam-theun-2-knapp-ein-jahr-danach/ Sat, 27 Oct 2018 11:50:53 +0000 http://www.gegenstroemung.org/web/?p=1797 Im Dezember 2017 übergab die Weltbank der Regierung von Laos den Nam Theun 2-Staudamm. Nun, knapp ein Jahr danach, lohnt es sich, zurückzublicken und zu schauen, welche Folgen der Damm in der Tat hatte – war doch Nam Theun 2 von der Weltbank stets als „Modellprojekt“ gehypt worden.

Als der Scheidepunkt im Staudamm-Engagement der Weltbank – hin zum Besseren – wird der rund 1,3 Milliarden US-Dollar teure Nam Theum 2 Damm in Laos bezeichnet, allerdings vor allem von der Weltbank selbst. Im Jahr 2005 erklärte die Weltbanktochter MIGA die Förderung für das 1.075 MW Staudammprojekt; zunächst bewilligte sie neun Millionen US-Dollar zur Versicherung politischer Risiken, später ergänzte die MIGA die Teilversicherung um 50 Millionen US-Dollar und die Weltbanktochter International Development Association (IDA) gab einen Kredit über weitere 20 Millionen US-Dollar. Hauptkreditgeber ist die belgische Fortis Bank NV. Daneben sind Electricité de France International (EDFI), Australia and New Zealand Banking Group Limited, BNP Paribas, The Bank of Tokyo-Mitsubishi Ltd., Crédit Agricole Indosuez, ING Bank N.V., KBC Bank N.V., Société Générale Asia Limited, Standard Chartered Bank sowie die Asian Development Bank.

Die Mekong-Region eignet sich nach Ansicht der Regierungen der Region sowie nach Meinung der Firmen und Institutionen wie der Weltbank sehr für Stromgewinnung durch Wasserkraft, daher ist das Mekong-Einzugsgebiet derzeit einer der hot-spots des weltweiten Staudammbusiness. Beim Nam Theum 2-Damm wird das Wasser des Nam Theun-Flusses – einem Zufluss des Mekong – umgeleitet in den Xe Bang Fai Fluss. Dort wird bei einem Gefälle von 350 Meter ein 1.070 Megawatt-Wasserkraftwerk mit Staumauer und -see errichtet. Von der Weltbank wird dieser Damm als „Modell-Investment“ im Staudammgeschäft stilisiert.

Früh war vor den Folgen gewarnt worden. Die Weltbank reagierte und versprach, alles dergestalt in die Wege zu leiten, dass bei den Umsiedlungen auf die Achtung der Rechte der Betroffenen und darauf, dass sie keine Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen erlitten, besonderen Wert gelegt werde, auch werde der Umwelt und Natur möglichst geringer Schaden zugefügt, so die Weltbank.

Damals erklärten sich dann mehrere Nichtregierungsorganisationen bereit, bei der Umsiedlung der betroffenen 6.000 Menschen an den südlichen Rand des neuen Stausees begleitend mitzuwirken. In dem neuen Wohngebiet sollten die communities gemeinschaftliche Agroforstwirtschaftspraktiken anwenden, um ihr Auskommen zu sichern. Was wurde daraus?

Diese Frage haben nun die Feldforschungen von Kritikern vor Ort beantwortet. Die Autoren des Buchs “Dead in the Water: Global Lessons from the World Bank’s Model Hydropower Project in Laos” und die Nichtregierungsorganisation International Rivers haben die Situation vor Ort analysiert und beklagen massive Verschlechterung der Situation für Mensch und Natur vor Ort.

Der Stausee überflutete Ackerland, was bedeutete, dass ein großer Teil des Viehbestands der Gemeinde bald verhungerte und die Menschen nicht mehr auf deren Erträge rechnen konnten. Der Verein, der den Wald gemeinschaftlicht bewirtschaftete, fiel größtenteils auseinander, dem lokalen Sägewerk droht die Schließung. All dies war nicht überraschend für Glenn Hunt, den das Internetportal Devex zum Fall Nam Theun 2 interviewte. Hunt hat zuvor jahrelang in der Region gearbeitet und eine frühe Bewertung des sozialen Entwicklungsplans des Projekts durchgeführt. Die Gemeinschaftsforstwirtschaft habe in Laos nie funktioniert, sagte er, und bei diesem dieses Experiment war es nicht anders: „Für eine der Säulen, die die Haupteinnahmequelle sein sollte, war es eine totale Katastrophe.“

Die Bewohnerinnen und Bewohner wurden in neue Häuser umgesiedelt, die zwar nun über neue Straßen zugänglich sind, und die Weltbank feierte die neu dort hingebauten Kliniken, Toiletten, die Elektrizität und die Wasserpumpen. Aber ohne Einkommen, das das wirtschaftliche Überleben der Gemeinden garantiert, was sollen die Bewohnerinnen und Bewohner tun? Da die Agroforstwirtschaftsidee sich als nicht durchführbar erwies und die vormaligen landwirtschaftlich genutzten Flächen überschwemmt wurden, so die Berichte der Buchautoren, bliebe nun nur noch der Fischfang im Stausee-Reservoir. Aber der ist für viele Familien auch aus der weiteren Umgebung die einzige Einkommensquelle, so dass die Konkurrenz immer weiter ansteigt. Den Studien zufolge weichen die Bewohner so dann auch vermehrt auf illegale Tätigkeiten aus, um ihr wirtschaftliches Überleben zu sichern. Sie dringen in die geschützten Gebiete ein, um dort illegal zu roden oder seltene, bedrohte Tierarten zu jagen.

Vor all diesen Folgen war schon lange zuvor gewarnt worden: Peter Bosshard und Josh Klemm (Peter Bosshard and Josh Klemm: „Does the World Bank’s „Success Story“ on Dams Still Hold Water? in: Huffington Post, October 2, 2015) haben die Argumente der Weltbank beim Nam Theun 2-Damm untersucht und sie – im Vergleich zu früheren Behauptungen der Weltbank inbezug auf vorherige Staudammvorhaben – auf ihre Konsistenz hin geprüft und als Mythen entlarvt.

Mythos 1: Nam Theun 2 trägt zur Linderung der Armut in Laos bei
Realität: 95 Prozent des Stroms wird nach Thailand exportiert. Die Regierung verweist auf die Einnahmen durch den Stromverkauf, die zur Armutsreduzierung eingesetzt werden sollten. Selbst die Weltbank gibt aber zu, dass der Verbleib von mehr als 50 Prozent der Einnahmen ungeklärt ist.

Mythos 2: Den umgesiedelten Gemeinden wird es besser als vor dem Projekt gehen
Realität: Die Umsiedlungen für den Bau von Nam Theun 2 wurden mit 40 Mio. US-$ veranschlagt und stellen somit das vielleicht ambitionierteste Umsiedlungsprojekt in der Geschichte der Bank dar. Umgesiedelte Familie hätten, so Bosshard und Klemm, zwar nun eine bessere lokale Infrastruktur mit Zugang zu Elektrizität, Straßen und Schulen. Aber die Umgesiedelten kämpfen mit dem Verlust ihrer Lebensgrundlagen, vor allem dem Anbau von Gemüse und Viehzucht, da die neuen Landflächen zu klein und von schlechter Bodenqualität sind. Ob es den Familien langfristig besser oder schlechter gehen wird, hänge davon ab, ob sie an dem neuen Ort ihre Lebensgrundlage erwirtschaften können.

Mythos 3: Die negativen Auswirkungen flussabwärts des Damms werden bewältigt
Realität: Der Damm hat enorme Auswirkungen auf 120.000 Menschen, die flussabwärts des Damms leben. Sie leiden unter sinkenden Reisernten und dramatischen Rückgängen im Fischfang, die die Grundpfeiler ihrer lokalen Lebensgrundlage gebildet hatten. Das Programm der Weltbank, um die Auswirkungen zu lindern, wurde der laotischen Regierung etwa drei Jahre nach Inbetriebnahme des Damms ausgehändigt und wurde vorzeitig, nachdem die Mittel aufgebraucht waren, beendet.

Das „Modell-Investment“ der Weltbank Nam Theun 2 Dam in Laos: Verpasst, aus den eigenen Fehlern zu lernen?
Nam Theun 2 sollte anders sein, ein positives Modell für das Management der Risiken, die große Staudämme für Umwelt und Gemeinden darstellen. Heute, da die Weltbank wieder in große Staudammprojekte mit dem Versprechen von „nachhaltiger Wasserkraft“ als vermeintlichem Rettungsanker gegen den Klimawandel investiert, ist es fraglich, ob sie aus ihren Fehlern gelernt hat. Nam Theun 2 jedenfalls ist kein „Modellprojekt“, in dem Sinne, wie es die Weltbank propagiert hat. Nam Theun 2 ist ein menschliches Desaster und zerstörerisch für die Natur.

// Christian Russau

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„Lower Sesan 2“-Damm flutet Dorf mit sechs bis sieben Meter https://www.gegenstroemung.org/web/blog/lower-sesan-2-damm-flutet-dorf-mit-sechs-bis-sieben-meter/ Wed, 07 Feb 2018 11:05:41 +0000 http://www.gegenstroemung.org/web/?p=1666 Erst im September war unter Anwesenheit des Präsidenten von Kambodscha, Hun Sen, der künftig größte Staudamm des Landes, der „Lower Sesan 2“-Damm, eröffnet worden. Kritik wurde weggewischt, 5.000 Menschen der indigenen Bunong, Lao und Khmer wurden zwangsumgesiedelt. 63 Familien weigerten sich, so weit weg von ihrem angestammten Land neu siedeln zu müssen, und zogen nur einen Kilometer ihrer alten Häuser in ein Waldgebiet. Sie wollten währenddessen weiter vor Gericht gegen ihre Räumung ankämpfe, hofften auf eine Wende in letzter Minute, hofften zumindest, dass die Entschädigungszahlungen für die Zwangsumsiedlung höher ausfallen würden, um so wenigstens einen Teil der Verluste der Familien auszugleichen.

Die Regierung und Baubetreiberfirmen interessierte das alles herzlich wenig. Nun berichten die Nichtregierungsorganisation International Rivers sowie der britische Independent, dass das alte Dorf Srekor sechs bis sieben Meter unter Wasser liegt. Häuser, Höfe, Sakralbauten, Friedhöfe, Gärten und Felder, alles unter Wasser.

All das passiert am linksseitigen Mekong-Zufluss des Sesan, dort, wo der Srepok-Fluss mit dem Sesan zusammenfließt, dort steht nun der „Lower Sesan II“-Damm, Kambodschas künftig größtes Wasserkraftwerk. Investoren aus Kambodscha, China und Vietnam bauen dort diesen Staudamm mit 75 Meter Höhe, der Kambodscha künftig mit 400 MW-Kapazität mit Strom versorgen soll – und dessen Strom auch in großem Stil ins benachbarte Ausland exportiert werden soll. 816 Millionen US-Dollar soll das kosten, die zum Großteil aus China als Kredite investiert werden.

Kambodscha gewinnt derzeit 61 Prozent seiner Elektrizität aus sechs in Betrieb befindlichen Dämmen, die restlichen 39 Prozent kommen aus Biomasse- und Kohlebetriebenen Kraftwerken sowie durch Strom, der aus dem Nachbarland Vietnam importiert wird. Das Dammprojekt Lower Sesan II wurde 2012 von der Regierung Kambodschas bewilligt, obwohl die Umweltfolgenstudie den „Best Practice“-Test nicht bestand. Ende 2016 war das „Lower Sesan II“-Dammprojekt laut Betrieberangaben zu 80 Prozent fertiggestellt, die erste Turbine wurde im Oktober 2015 in Betrieb genommen werden, im September 2017 reiste Kambodschas Präsident Hun Sen zur feierlichen Einweihung an, und bis Ende 2018 sollen alle geplanten acht Turbinen laufen.

Der Mekong-Fluss durchquert und schneidet die Länder China, Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam und ist mit über 4.000 Kilometer Länge einer der weltweit längsten Flüsse, an dem Millionen von Menschen leben, deren Nahrungsmittelsouveränität zu einem Großteil von Fisch abhängt. Gleichzeitig gilt das Mekong-Becken aktuell als einer der weltweit größten Hot Spots des Staudammbusinesses.

// Christian Russau

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Wie ein Staudammbau am Mekong-Zufluss die Waldrodung in der Region befördert https://www.gegenstroemung.org/web/blog/wie-ein-staudammbau-am-mekong-zufluss-die-waldrodung-in-der-region-befoerdert/ Mon, 28 Aug 2017 14:21:08 +0000 http://www.gegenstroemung.org/web/?p=1551 Im Nordosten von Kambodscha, in der Provinz Stung Treng, wird seit fünf Jahren an einem der künftig größten Wasserkraftwerke Kambodschas gebaut. Neue Presseberichte zeigen, wie die für Staudammbauten gesetzliche legale Rodung der Waldgebiete genutzt wird, um illegal geschlagenes Holz als legal zu deklarieren und so dem Raubbau am Regenwald Kambodschas vorantreibt.

Von Christian Russau

Am linksseitigen Mekong-Zufluss des Sesan, dort, wo der Srepok-Fluss mit dem Sesan zusammenfließt, entsteht derzeit der „Lower Sesan II“-Damm, Kambodschas künftig größtes Wasserkraftwerk. Investoren aus Kambodscha, China und Vietnam bauen dort einen Staudamm mit 75 Meter Höhe, der Kambodscha künftig mit 400 MW-Kapazität mit Strom versorgen soll – und dessen Strom auch in großem Stil ins benachbarte Ausland exportiert werden soll. 816 Millionen US-Dollar soll das kosten, die zum Großteil aus China als Kredite investiert werden.

Aber nicht alle sind froh über das Projekt. Schätzungen gehen von 5.000 Personen aus, die für den Bau insgesamt zwangsumgesiedelt wurden bzw. noch werden, und rund 40.000 Menschen, die entlang der Sesan- und Srepok-Flüsse auf den Fluss- und Sandbänken leben und vom Dammbau indirekt in Mitleidenschaft gezogen werden, da sie ihr Einkommen größtenteils aus dem durch den Dammbau bedrohten Fischfang beziehen (siehe Bericht von GegenStrömung vom 10. März 2017).

Nun aber werden von Anwohner*innen neue Anschuldigungen erhoben: Der Staudammbau fördere die Rodung des tropischen Regenwaldgebiets, in dem eigentlich der Holzeinschlag nur in geringem Maße, für die Bewohner*innen zur Eigenversorgung, gestattet ist. Und das funktioniert so: „Vorher fällten wir einige Bäume“, sagt der Anwohner Vann Oun der Presse. „Dieses Holz war für unsere Häuser, aber nie dafür, dass es nach Vietnam oder China verkauft werden sollte.“

Nun aber hat sich mit dem Staudammbau die Sachlage geändert. Die Abholzung nimmt in der ganzen Region zu, wegen des Baus des „Lower Sesan II“-Damm. Und diese in den allermeisten Fällen illegalen Rodungen werden durch einen simplen Trick legalisiert. Denn in dem Gebiet, das als Baukonzession für den Staudammbau und für die Flutung des Reservoirs vergeben wurde, ist durch diese Baumaßnahme die Rodung legal. Und dieses dort dann legal geschlagene Holz darf weiter verkauft werden. Da es aber vor Ort keine behördlichen Kontrollen gibt, wird illegal geschlagenes Holz aus der ganzen Region in das Konzessionsgebiet des „Lower Sesan II“-Damms verbracht, dort als „frisch vor Ort geschlagenes Holz“ deklariert und so steht es dem legalen Holzexport ins Ausland zur Verfügung. Dem Pressebericht bei NPR zufolge geschieht dies seit Baubeginn vor fünf Jahren. „Die Firma sagt, sie würden nur das Gebiet des Flutungsbeckens roden, aber das stimmt nicht“, so ein Anwohner gegenüber den Medien. „Da kommen Leute aus der ganzen Provinz hierher zum Staudammkonzessionsgebiet und bringen Holz aus der gesamten Region hierher.“ Die Baufirmen und die verantwortlichen künftigen Staudammbetreiberfirmen (die chinesische Lancang Hydropower International hält einen Anteil von 51 Prozent an dem Projekt, die kambodschanische Royal Group hält 39 Prozent und die vietnamesische EVN International hält 10 Prozent der Anteile) wiesen gegenüber NPR die Vorwürfe zurück. Der Medienbericht bei NPR resümiert: „A lot of people are already making money from cutting down Cambodia’s forests to sell its luxury hardwood abroad. Some indigenous villagers here say the new dam is helping hasten their forests‘ destruction.“

Die vom Staudammbau betroffenen Anwohner*innen leben vor Ort an dem Zusammenfluss der Sesan- und Srepok-Flüsse, betreiben Reisfeldanbau, Gemüsegärten, Fisch- und Viehzucht. Die Bewohnerinnen und Bewohner haben eine Videostory erstellt, in der sie von ihrer Angst um ihre angestammte Lebenswelt berichten und sich gegen den Dammbau aussprechen. Zudem werfen die Bewohnerinnen und Bewohner den Betreibern, Bauherren, den Behörden und der Regierung vor, sie wären nie angemessen konsultiert worden, obwohl die ILO 169 ihnen als indigene Bevölkerung dies eigentlich garantieren müsste.

Die internationale Nichtregierungsorganisation International Rivers berichtete, dass eine im Jahr 2012 für die Proceedings of the National Academy of Sciences erstellte Studie feststellte, dass der Bau des Lower Sesan II-Damms einen Rückgang der Fischbestände um 9,3 Prozent vor Ort hätte, da rund 50 Fischarten in ihrem Bestand bedroht würden. Die Auswirkungen des Damm wären in Zukunft aber auch entlang des Mekong-Flusses, flussauf- wie auch flussabwärts zu spüren, sogar bis nach Vietnam, Laos und Thailand.

Kambodscha gewinnt derzeit 61 Prozent seiner Elektrizität aus sechs in Betrieb befindlichen Dämmen, die restlichen 39 Prozent kommen aus Biomasse- und Kohlebetriebenen Kraftwerken sowie durch Strom, der aus dem Nachbarland Vietnam importiert wird. Das Dammprojekt Lower Sesan II wurde 2012 von der Regierung Kambodschas bewilligt, obwohl die Umweltfolgenstudie den „Best Practice“-Test nicht bestand. Ende 2016 war das „Lower Sesan II“-Dammprojekt laut Betrieberangaben zu 80 Prozent fertiggestellt, die erste Turbine soll im Oktober 2015 in Betrieb genommen werden, bis Ende 2018 sollen alle geplanten acht Turbinen laufen.

Der Mekong-Fluss durchquert und schneidet die Länder China, Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam und ist mit über 4.000 Kilometer Länge einer der weltweit längsten Flüsse, an dem Millionen von Menschen leben, deren Nahrungsmittelsouveränität zu einem Großteil von Fisch abhängt. Gleichzeitig gilt das Mekong-Becken aktuell als einer der weltweit größten Hot Spots des Staudammbusinesses.

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„Pak Beng“-Staudamm verschärft den Streit zwischen Vietnam und Laos wegen Staudammbauten am Mekong https://www.gegenstroemung.org/web/blog/pak-beng-staudamm-verschaerft-den-streit-zwischen-vietnam-und-laos-wegen-staudammbauten-am-mekong/ Mon, 29 May 2017 10:37:14 +0000 http://www.gegenstroemung.org/web/?p=1466

In Vietnam zeigt man sich extrem besorgt über Laos‘ Staudammpläne am Mekong. Vietnams Minister für natürliche Ressourcen und Umwelt und Vorsitzender der Vietnam Mekong River Commission, Tran Hong Ha, kritisierte am 12. Mai auf einem Workshop mit zivilgesellschaftlichen Vertretern aus Universitäten, dass vor allem die gegenwärtig seitens Laos‘ Regierung in Angriff genommenen Bautätigkeiten für den „Pak Beng“-Staudamm am Unteren Mekong eine Bedrohung für die zu erhaltenen Lebenswelten der betroffenen Flussanwohner darstelle. Der Minister wies daraufhin, dass die bisher abgehaltenen Konsultationen der betroffenen Bevölkerung und die diesbezüglich geforderten Infomationen unzureichend seien. Zudem gebe es noch immer keine Untersuchungen über die kumulativen Aspekte mit den flussaufwärts in Laos – wie Xayabury und Don Shahong – bereits im Bau befindlichen Dämme sowie den weiteren anderen acht Groß-Staudämmen, die von Laos, Myanmar und China am Mekong geplant sind. Des Weiteren, so kritisierte der vietnamesische Umweltminister, gebe es für die Dämme noch immer keine Klimawandelfolgenstudie und auch keine Analyse, welche Wirkungen der Bau dieser Staudämme für die Grenzanrainer haben könnte. Zudem stützten sich die bisher vorgelegten Umweltfolgenstudien auf veraltete Daten, kritisierte der Minister.

Auf dem Workshop wurde zudem bemängelt, dass der Bau des „Pak Beng“-Dammes bereits begonnen wurde, obwohl die Konsultationsphase der Betroffenen noch gar nicht vollends durchgeführt worden sei. Le Anh Tuan von der Can Tho Universität forderte einen Baustopp, solange die wissenschaftlichen Studien noch nicht abgeschlossen seien. Er wies auch darauf hin, dass die chinesische Firma sich an Baupläne aus den 1960er und 1970er Jahren stütze, so der Pressebericht von Vietnam Net. Nguyen Ngoc Tran, vormaliger Vorsitzender des National Assembly’s Committee for Science and Technology, warnte vor künftig zunehmenden Überschwemmungen und Landverlusten am Mekong-Delta, sollte die Sedimentfracht durch die Staudammprojekte entlang des Mekong behindert werden.

Der „Pak Beng“-Dam ist der nördlichste von elf Dämmen, die in Laos am Mekong-Fluss geplant sind. Pak Beng soll in der Provinz Oudomxay, im Norden von Laos, mit 912 MW jährlich 4.700 GWh Strom erzeugen, von denen 90% nach Thailand verkauft werden und die restlichen 10% an Laos staatlichen Stromversorger, Electricité du Laos.

Laut der staudammkritischen Nichtregierungsorganisation International Rivers zeichne sich die für den Dammbau vorgesehene Gegend als „außergewöhnlich schöner Abschnitt des Mekong-Flusses“aus, es sei eine „üppige, bergige Gegend“, in der die Flussanwohner ihren Lebensunterhalt durch Flussufer-Landwirtschaft, durch die Fischerei und die Viehzucht bestreiten. Die Wasserschnellen und Lagunen bilden ein komplexes Flussökosystem und machen den Mekong zu einem wichtigen Lebensraum für Fisch und Wassertiere. International Rivers warnt davor, dass bis zu 25 Dörfer in Laos und zwei Dörfer in Thailand direkt vom Bau des Pak-Beng-Staudamms betroffen sein werden und dass durch den Bau schätzungsweise 6.700 Menschen umgesiedelt werden müssten.

Im Jahr 2007 hatte die China Datang Overseas Investment (Datang) ein Memorandum of Understanding mit der Regierung von Laos unterzeichnet, um den „Pak Beng“-Damm zu errichten. Datang erhielt im März 2014 die Umweltgenehmigung von der laotischen Regierung für das Wasserkraftprojekt und verkündete, dass es die vorgeschriebenen Umweltverträglichkeitsprüfungen sowie die vorgeschriebene Konsultation der Betroffenen – wie im Mekong-Abkommen von 1995 zwischen Kambodscha, Laos, Thailand und Vietnam vereinbart – durchführen werde. Gleichwohl planen neben Laos und China auch die anderen Mekong-Anrainer-Staaten derzeit massiv, in den Bau von Staudämmen und Wasserkraftanlagen zu investieren. Der Mekong-Fluss durchquert und schneidet die Länder China, Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam und ist mit über 4.000 Kilometer Länge einer der weltweit längsten Flüsse, an dem Millionen von Menschen leben, deren Nahrungsmittelsouveränität zu einem Großteil von Fisch abhängt.

// Christian Russau

Mehr Informationen zum weltweiten Geschäft mit der Wasserkraft, ihren ökologischen Folgen und den Verbindungen zu europäischen Konzernen finden sie in in unserer aktuellen Studie.

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Kambodschas künftig größter Staudamm, Lower Sesan 2, sorgt weiter für Ärger https://www.gegenstroemung.org/web/blog/kambodschas-kuenftig-groesster-staudamm-lower-sesan-2-sorgt-weiter-fuer-aerger/ Fri, 10 Mar 2017 13:35:00 +0000 http://www.gegenstroemung.org/web/?p=1363 Von Christian Russau (GegenStrömung)

Im Nordosten von Kambodscha, in der Provinz Stung Treng, bauen Investoren aus Kambodscha, China und Vietnam Kambodschas mit künftig 400 MW größten Staudamm zur Elektrizitätsproduktion, an dem linksseitigen Mekong-Zufluss des Sesan im Zusammenfluss mit dem Srepok-Fluss, den im Bau befindlichen „Lower Sesan II“-Damm. Für den nach Fertigstellung des Walls dann 75 Meter hohen Damm investieren die chinesische Lancang Hydropower International, die einen Anteil von 51 Prozent an dem Projekt hält, die kambodschanische Royal Group (39 Prozent) sowie die vietnamesische EVN International (10 Prozent Anteil) zusammen umgerechnet 816 Millionen US-Dollar, die zum Großteil aus China als Kredite investiert werden.
Aber nicht alle sind froh über das Projekt. Schätzungen gehen von 5.000 Personen aus, die für den Bau insgesamt zwangsumgesiedelt wurden bzw. noch werden, und rund 40.000 Menschen, die entlang der Sesan- und Srepok-Flüsse auf den Fluss- und Sandbänken leben und vom Dammbau in Mitleidenschaft gezogen werden, da sie ihr Einkommen größtenteils aus dem durch den Dammbau bedrohten Fischfang beziehen, berichtete die britische Tageszeitung Independent.
Anfang März 2016 gab es nun in Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh eine Veranstaltung mit Staudammgegnern, die sich gegen ihre Zwangsumsiedlung zur Wehr setzen. Khmer Times hob die Rede der Kleinbäuerin Frau Nat Sota hervor, die wie andere 180 Familien aus den 140 Häusern der Ortschaften Sre Kor und Kbal Romeas sich weigerten, ihre Häuser zu räumen. Die Anwohnerin beklagte, sie könne ihr Land und Haus nicht aufgeben, da sie vom Ertrag und vom Zugang zum Fluss als Nahrungsquelle lebe. „Ich würde lieber hier sterben, als irgendwo anders hinzuziehen“, erklärte sie. „Wie ich gehört habe, würde ich in dem neuen Ort mein Gemüse, Wasser und Fleisch kaufen müssen.“
Die Behörden versprachen den Betroffenen, dass jede Familie ein 80 Quadratmeter großes Haus erhalte und ein 1.000 Quadratmeter großes Stück Grundstück sowie fünf Hektar Farmland. Für die neuen Orte seien Schulen, medizinische Einrichtungen, eine Gemeindehalle, eine Polizeistation sowie Tempelpagoden und Straßen geplant. Alle Einwohner würden zudem ans Stromnetz und an ein Abwassersystem angeschlossen werden, berichtet die Khmer Times, die Behördenvertreter zitierend.
Doch ein anderer Anwohner, der die Umsiedlung zuvor akzeptiert hatte, berichtete der Zeitung, dass er zuvor von Fischfang und kleinbäuerlicher Landwirtschaft gut überleben konnte. In dem neuen Umsiedlungsort aber gebe es schlechte Infrastruktur, eine schlecht instandgesetzte Straße und nur einen kleinen Kanal, der den Ort bei Starkregen überflute. Er erklärte, ohne den nahen Fluss seien nun viele der Bewohnerinnen und Bewohner arbeitslos und sie hätten keinen Zugang mehr zu frischem, sauberen Wasser.

Das Volk der Bunong lebt vor Ort an dem Zusammenfluss der Sesan- und Srepok-Flüsse, betreibt Reisfeldanbau, Gemüsegärten, Fisch- und Viehzucht. Die Bewohnerinnen und Bewohner haben eine Videostory erstellt, in der sie von ihrer Angst um ihre angestammte Lebenswelt berichten und sich gegen den Dammbau aussprechen. Zudem werfen die Bewohnerinnen und Bewohner den Betreibern, Bauherren, den Behörden und der Regierung vor, sie wären nie angemessen konsultiert worden, obwohl die ILO 169 ihnen als indigene Bevölkerung dies eigentlich garantieren müsste.

Die internationale Nichtregierungsorganisation International Rivers berichtete, dass eine im Jahr 2012 für die Proceedings of the National Academy of Sciences erstellte Studie feststellte, dass der Bau des Lower Sesan II-Damms einen Rückgang der Fischbestände um 9,3 Prozent vor Ort hätte, da rund 50 Fischarten in ihrem Bestand bedroht würden. Die Auswirkungen des Damm wären in Zukunft aber auch entlang des Mekong-Flusses, flussauf- wie auch flussabwärts zu spüren, sogar bis nach Vietnam, Laos und Thailand.

Kambodscha gewinnt derzeit 61 Prozent seiner Elektrizität aus sechs in Betrieb befindlichen Dämmen, die restlichen 39 Prozent kommen aus Biomasse- und Kohlebetriebenen Kraftwerken sowie durch Strom, der aus dem Nachbarland Vietnam importiert wird. Das Dammprojekt Lower Sesan II wurde 2012 von der Regierung Kambodschas bewilligt, obwohl die Umweltfolgenstudie den „Best Practice“-Test nicht bestand. Ende 2016 war das Lower Sesan II-Dammprojekt laut Betrieberangaben zu 80 Prozent fertiggestellt, die erste Turbine soll im Oktober 2015 in Betrieb genommen werden, bis Ende 2018 sollen alle geplanten acht Turbinen laufen.

Der Mekong-Fluss durchquert und schneidet die Länder China, Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam und ist mit über 4.000 Kilometer Länge einer der weltweit längsten Flüsse, an dem Millionen von Menschen leben, deren Nahrungsmittelsouveränität zu einem Großteil von Fisch abhängt. Gleichzeitig gilt das Mekong-Becken aktuell als einer der weltweit größten Hot Spots des Staudammbusinesses.

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Chinas Staudämme verändern massiv die jahreszeitlichen Wassermengen des Mekong https://www.gegenstroemung.org/web/blog/chinas-staudaemme-veraendern-massiv-die-jahreszeitlichen-wassermengen-des-mekong/ Thu, 12 Jan 2017 08:15:37 +0000 http://www.gegenstroemung.org/web/?p=1325 Von Christian Russau

Eine neue Studie der finnischen Aalto University zeigt, wie Chinas Staudämme die jahreszeitlichen Wassermengen des Mekong-Flusses in Südostasien massiv verändern. Die Studie wird von phys.org zitiert. Die Analyse hätte ergeben, dass seit dem Jahr 2011 die Wassermenge flussabwärts der in China gebauten Dämme in der Trockenzeit sich erhöht und in der Regenzeit vermindert hätte. Zudem sei die Wassermenge in den Trockenzeiten noch größeren Schwankungen ausgesetzt. Der Studie zufolge waren die Auswirkungen ab dem Jahr 2014, nach Fertigstellung des 5,85 GW-Nuozhadu-Dammes, am ausgeprägtesten. Die veränderten Wassermengen machten sich bis ins 2.000 Kilometer entfernte Kambodscha bemerkbar. „Die Änderungen im Wasserfluss, so steht zu befürchten, könnten die ökologische Produktivität des Flusses und somit der Lebenswelten, Wirtschaft und Ernährungssicherheit der flussabwärts lebenden Bevölkerung bedrohen“, so der finnische Forscher und Autor der Studie, Timo Räsänen. Vor allem die Auswirkungen auf die Fischerei seien besorgniserregend, so Räsänen. Diese spiele die hauptsächliche Rolle in der lokalen und regionalen Wirtschaft und sichere das Überleben und die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln.
Der Forscher weist auch daraufhin, dass auch die flussabwärts liegenden Staaten derzeit massiv in den Bau von Staudämmen und Wasserkraftanlagen investierten. Er fordert daher weitergehende Analysen und vor allem auch grenzüberschreitende Untersuchungen und Kooperation, um die Gefahren und Risikien besser zu verstehen, abzumildern und verhindern zu können. Der Mekong-Fluss durchquert und schneidet die Länder China, Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam und ist mit über 4.000 Kilometer Länge einer der weltweit längsten Flüsse, an dem Millionen von Menschen leben, deren Nahrungsmittelsouveränität zu einem Großteil von Fisch abhängt.

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