Vertreibung – GegenStrömung https://www.gegenstroemung.org/web Mon, 18 Jun 2018 14:57:06 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 Itaipu: Neu aufgetauchte Photos zeigen Menschenverachtung von Staudammbauern https://www.gegenstroemung.org/web/blog/itaipu-neu-aufgetauchte-photos-zeigen-menschenverachtung-von-staudammbauern/ Mon, 18 Jun 2018 14:57:06 +0000 http://www.gegenstroemung.org/web/?p=1745 Der Bau des damals, Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre, weltgrößten Staudamms Itaipu gerät auch im nachhinein immer tiefer in den Sog menschenverachtender Praxis von Großprojekten. Gerade publik gewordene Photos zeigen, wie 1981 brasilianische Mitarbeiter des Wasserkraftwerks Itaipu vor von ihnen in Brand gesteckten Hütten indigener Guarani mit Daumen hoch posen; die Guarani waren den „Argumenten“, freiwillig ihr Land für Bau und Flutung des Itaipu-Stausees zu verlassen, zuvor nicht gefolgt. Darüber berichtet die brasilianische Investigativseite The Intercept.

Die Photos sind datiert auf Juli 1981. Damals herrschte in Brasilien noch die Militärdiktatur. Die Photos wurden von einem ehemaligen Mitarbeiter der Staudammbetreiberin Itaipu an MitarbeiterInnen der brasilianischen Wahrheitskommission übergeben. Die auf den Photos zu sehenden Mitarbeiter der Staudamm-Firma wurden unkenntlich gemacht. Der Abschlussbericht der Wahrheitskommission des Bundesstaats von Paraná, basierend auf Berichten, Aussagen und Interviews von sowohl Ex-Mitarbeitern der Staudammfirma als auch von Indigenen, die vor Ort lebten, berichtet von Greueltaten. Ein ehemaliger Angestellter sagte gegenüber der Wahrheitskommission aus: „Indios muss man mit Knüppeln behandeln, weil die mögen keine seichten Sachen“. Des Weiteren bezog er sich, wenn er von indigenen Guarani sprach, stets von dem „geilen, gierigen Pack“. Ein ehemaliger Bewohner sagte dem Pressebericht zufolge aus, dass die Anweisung, auch unter Aufsicht und mit Billigung der Bundesagrarreformbehörde Incra vonstatten gegangen sein soll. Die entsprechende Devise zum Umgang mit den Häusern der indigenen Guarani lautete demnach: „Da kamen die und sagten, ‘steck das Haus in Brand’ […] Und wenn da niemand weg wollte, dann kamen sie und haben das in Brand gesteckt. Die haben ihnen nicht einmal gesagt, warum sie dort wegmussten, die haben nichts dergleichen erklärt. Und da war nur die [Agrarreformbehörde] Incra vor Ort anwesend, keine Polizei“.

Ein weiterer ehemaliger Bewohner beklagte sich ebenfals über Incra: „[Die vom] Incra kommen hierher, vertreiben uns von unserem Land, jagen uns Angst ein. bedrohen uns, jagen uns davon, stecken unsere Häuser in Brand, setzen unsere Felder in Brand. Drohen dir, ins Bein zu schiessen, wenn du nicht auf den LKW aufspringst, der dich nach Paraguay abschiebt“.

Damals lebten dort, wo nun seit Jahrzehnten der 1.350 km² große Stausee liegt, Dutzende von Indígena-Familien. Sie wurden aus ihrer Heimat vertrieben, um dem „Fortschritt“ Platz zu machen.

// christianrussau

Quelle: https://theintercept.com/2018/06/12/fotos-funcionarios-itaipu-incendio-indigenas/
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Weltbank schuld an Vertreibung https://www.gegenstroemung.org/web/blog/weltbank-schuld-an-vertreibung/ Thu, 05 Mar 2015 17:50:12 +0000 http://www.gegenstroemung.org/web/?p=776 Für Entwicklungsprojekte der Weltbank wurden in den letzten zehn Jahren Millionen Menschen gewaltsam zwangsumgesiedelt und von ihrem Land vertrieben. Das musste die Weltbank einräumen, nach dem sie mit den Ergebnissen von umfangreichen Medienrecherchen konfrontiert worden war. Auf Grundlage von Weltbank Dokumenten deckten Journalisten verschiedener deutscher Medien und des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) auf, dass die Weltbank bei zahlreichen Projekten gegen ihre eigenen Menschenrechtsleitlinien verstoßen hat.

Der Weltbank-Chef Jim Jong Kim räumte ein, dass die Weltbank versagte habe, ihre Projekte  ausreichend zu überwachen und die Einhaltung der eigenen Standards zu garantieren. Er versprach Besserung. Wie die allerdings aussehen soll, ist fraglich. Die Weltbank erhebt selbst keine umfassenden Statistiken über die Vertreibungen im Zusammenhang mit ihren Projekten. Obwohl seit Jahren Menschenrechtsorganisationen und Initiativen wie GegenStrömung die negativen sozialen Folgen von sogenannten Entwicklungsprojekten der Weltbank kritisieren. Zudem überarbeitet die Weltbank gerade ihre Sozial- und Umweltrichtlinien („Safeguard Policies“). „Nach unseren Erkenntnissen versucht die Weltbank ihre Richtlinien aufzuweichen und nicht sie zu stärken. Aus menschenrechtlicher Sicht eine sehr problematische Entwicklung.“, so David Vollrath von GegenStrömung.

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Der Weltbank finanzierte Gibe III Staudamm bedroht das Land der indigenen Turkana. © mongabay.com

Vor allem bei von der Weltbank finanzierten großen Staudammprojekte kommt es immer wieder zu massiven Menschenrechtsverletzungen. Das hatte die von der Weltbank eingerichtete Weltkommission für Staudämme bereits im Jahr 2000 festgestellt und klare Richtlinien für den Bau von neuen Talsperren aufgestellt. Dennoch finanzierte die Weltbank weiterhin umstrittene Mega-Staudammprojekte wie den Gibe III Damm in Äthiopien oder den Inga 3 Damm in der Demokratischen Republik Kongo, einem Land, in dem die Bevölkerung unter gravierenden Menschenrechtsverletzungen von Milizen und Militär leiden muss.

Nach den neuesten Erkenntnissen über die gewaltsamen Umsiedlungen und Vertreibungen, die durch Weltbankprojekte verursacht werden, muss die Finanzinstitution Konsequenzen ziehen. „Wir fordern, dass die Weltbank die Daten über die sozialen und ökologischen Folgen ihrer Projekte transparent macht, um zivilgesellschaftliche Kontrolle zu ermöglichen. Außerdem muss sie ihre Safeguard Policies stärken und für deren verbindliche Umsetzung sorgen“, schlussfolgert David Vollrath, „sonst verliert sie endgültig an Glaubwürdigkeit.“

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