Staudammprojekt am Tapajós gestoppt

Wieder erreicht uns eine gute Nachricht, diesmal aus Brasilien. Abseits vom Trubel um die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro hat die Umweltbehörde Brasiliens IBAMA am 4. August das Genehmigungsverfahren für den geplanten Staudamm São Luiz do Tapajós beendet. Als Begründung nannte die Präsidentin der IBAMA, Suely Araújo, dass die Sozial- und Umweltverträglichkeitsstudien mangelhaft seien. Zudem werde durch den Bau das Indigene Territorium Sawré Muybu überschwemmt. Die dort lebenden Mundurukú haben erst im April dieses Jahres die Ausweisung des Gebietes als indigenes Territorium erreicht.

Auch aus der als wirtschaftsfreundlich geltenden Übergangsregierung meldeten sich Stimmen, die die Entscheidung begrüßten. Umweltminister José Sarney Filho erklärte, dass Brasiliens Wirtschaft das Kraftwerk derzeit nicht benötige. Der Minister für Bergbau und Energie Fernando Coelho Filho wies aber darauf hin, dass die bereits angefertigten Studien weiterhin zur Verfügung stehen und gegebenenfalls zu einem anderen Moment realisiert werden.

Das Staudammprojekt São Luiz do Tapajós sah einen Staudamm von 7,6 Kilometer Länge vor. Der Bau des Wasserkraftwerks würde voraussichtlich über acht Milliarden Euro kosten, das Kraftwerk hätte eine Höchstkapazität von 8000 Megawatt. Das Wasserbecken würde ca. 2.600 Quadratkilometer Wald zerstören, insgesamt würde eine Fläche etwa so groß wie New York überflutet.

Das Staudammprojekt gehört zu einem größeren Komplex von geplanten Staudämmen am Tapajós und seinen Nebenflüssen. In der aktuellen Entscheidung der IBAMA fehlt aber der Bezug auf die acht weiteren Staudämme, deren Bau zum Teil bereits begonnen hat.

Der Tapajós-Komplex soll den Fluss auch zu einer industriellen Wasserstraße (hidrovia) machen, indem mehrere unschiffbare Stromschnellen überflutet werden. Die geplante Wasserstraße soll eine Verbindung zur Bundestraße BR 230 (Transamazonica) erhalten und so als Teil eines Korridors zum Transport von Export-Gütern aus Agrobusiness und Bergbau dienen. Dadurch wären wesentlich weiter reichende negative Folgen für Menschen und Umwelt zu erwarten, als die, die nur unmittelbar durch den Bau der Kraftwerke entstehen würden.

Auch wenn die aktuelle Entscheidung der IBAMA ein Erfolg für die Munduruku und verschiedene Umweltorganisationen bedeutet, die gegen das Projekt protestiert haben, muss der Fall weiter beobachtet werden: Die Kosten für Menschen und Umwelt von großen Staudämmen wie São Luiz do Tapajós sind zu hoch. Deshalb sollten derartige Projekte gestoppt werden, ob am Tapajós oder anderswo.

Artikel von Kooperation Brasilien

Artikel von Der Standard