Die jahrtausendealte Stadt Hasankeyf soll 2019 überflutet werden

Einem aktuellen Bericht der Initiative Keep Hasankeyf Alive zufolge gehen die Bauarbeiten am umstrittenen Ilisu-Staudamm nur zögerlich weiter. Nach Angaben von  Ali Fuat Eker von der staatlichen Wasserbehörde sind etwa 85 Prozent der Bauarbeiten abgeschlossen. Noch in diesem Jahr sollen sie beendet werden; danach könnte sofort geflutet werden, so Eker. Er fügte auch hinzu, dass die zu erwartende jährliche Energieproduktion bei 420 Gigawattstunden liege und nicht bei 3833 Gigawattstunden pro Jahr, wie ander offizielle Stellen behaupten. Der Bürgermeister von Hasankeyf Vahap Kusen erklärte im Oktober, dass das Staudammprojekt 2018 fertiggestellt wird und dass 2019 die Stadt geflutet werde. Dann wird die Stadt, die seit der Spätantike (ca. 3. Jahrhundert) besiedelt ist und die zahlreiche Baudenkmäler birgt, im angestauten Tigris versinken.

Doch Aktivisten der Widerstandsbewegung gegen den Ilisu-Staudamm weisen darauf hin, dass die Zahlen nicht vertrauenswürdig sind: Denn bereits 2014 behaupteten staatliche Stellen, dass 80 Prozent des Staudamms fertiggestellt sind. das bedeutet, dass entweder die Zahlen von 2014 stark übertrieben wurden, oder dass in der zwischenzeit wenige Fortschritte gemacht worden sind. Keep Hasankeyf Alive zufolge übertreiben staatliche Stellen die Fortschritte bei Bau des Ilisu-Damms, um den Widerstand zu entmutigen.

Ein Grund für die Bauverzögerungen ist der bewaffnete Konflikt in Südostanatolien. Kämpfer*innen der kurdischen HPG/PKK haben im vergangenen Jahr mehrfach die Baustelle des Ilisu Damms angegriffen. Der sich ausbreitende Konflikt macht die Arbeiten schwierig für Baufirmen und Zulieferer.

Zudem stehen noch zahlreiche Arbeiten an:

  • Unter anderem müssen noch 199 Dörfer enteignet werden, nach Einschätzung von Keep Hasankeyf Alive kann sich dies noch über einige Jahre hinziehen, da etliche Eigentumsverhältnisse noch geklärt werden müssen.
  • Der Hausbau in Neu-Hasankeyf ist noch nicht abgeschlossen. Weiterhin besteht das Problem, dass fast die Hälfte der Bevölkerung von Hasankeyf davon ausgeschlossen bleibt, eine neue Wohnung in Neu-Hasankeyf zu bekommen, so der Bericht von Keep Hasankeyf Alive.

Keep Hasankeyf Alive und die Organisation Mesopotamien Ecology Movement wollen trotz der andauernden Bauarbeiten und den erschwerten Bedingungen in Ostanatolien ihre Kampagne gegen den Ilisu-Staudamm fortsetzen.