Grand-Ethiopian-Renaissance: Afrikas größter Staudamm soll dieses Jahr ans Netz gehen, Anrainerstaaten schwer beunruhigt

Afrikas mit künftig 6,45 GW größter Staudamm, die Grand-Ethiopian-Renaissance-Talsperre am blauen Nil süd-äthiopischen Region Benishangul-Gumuz an der Grenze zu Sudan gelegen, soll laut äthiopischen Presseberichten noch dieses Jahr ans Stromnetz angeschlossen werden und erste Energie liefern. „Die noch fehlenden 38% des Baus werden dann nach Inbetriebnahme bei laufendem Betrieb fertiggestellt“, erklärte Behördenvertreter Debretsion Gebremichael gegenüber äthiopischen Medien. Derzeit seien nahezu 62% des 2011 begonnenen Baus fertiggestellt, die Arbeiter seien „Tag und Nacht beschäftigt“, so Debretsion Gebremichael. Nun gehe es um die letzten Arbeiten, um das Füllen des Stausees einzuleiten. Der Stausee der Schätzungen zufolge 4,7 Milliarden US-Dollar teuren Renaissance-Talsperre soll mit 1.630 Quadratkilometern ebenfalls der größte des Kontinents werden. Ihr Fassungsvermögen soll bei Vollstauung 63 Milliarden Kubikmeter Stauvermögen umfassen.

Die Anrainerstaaten des Nils allerdings fürchten um ihre Wasserversorgung. Denn der blaue Nil ist die lebenswichtige Wasserader sowohl von Sudan als auch als Nil von ganz Ägypten. Gestern trafen sich Regierungsvertreter von Äthiopien, Sudan und Ägypten in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Ägypten zeigte sich unzufrieden darüber, dass die zugesagten Umweltverträglichkeitsprüfungen und Umweltfolgenstudien nicht zum Treffen fertiggestellt worden waren. Diese Erkenntnisse daraus sind für Ägypten zentral: Denn Ägypten zeigt sich extrem besorgt um die Wasserzufuhr des Nils, wenn Äthiopien Ende anfängt, den Grand Ethiopian Renaissance Damm am Blauen Nil zu stauen. Denn die jährliche Wassermenge des Nils insgesamt oszilliert zwischen 55 und 88 Mrd. Kubikmetern. Wird Äthiopien das Reservoir schnell oder langsam füllen, welche Auswirkungen wird das für die Wasserversorgung in Ägypten haben, fragen sich laut Presseberichten bei AP die Ägypter. Eine Studie der Universität von Kairo sieht bei einer Fülldauer von drei Jahren einen Verlust von landwirtschaftlicher Fläche in Ägypten in Höhe von schockierenden 51 Prozent, eine sechsjährige Fülldauer würde auch noch erschreckende 17 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Ägyptens in Mitleidenschaft ziehen.

// Christian Russau