ITB-Partnerland Türkei wegen geplanter Kulturzerstörung kritisiert. Neuer Straßenbau für Ilisu-Staudamm

 

Berlin, 11.3.2010 Anlässlich der Internationalen Tourismusbörse in Berlin, bei der die Türkei offizielles Partnerland ist, weisen Umweltschützer und Menschenrechtsgruppen auf die neuerliche Bedrohung der 12.000 Jahre alten Stadt Hasankeyf hin. Erste Straßenbauarbeiten für den Ilisu-Staudamm zeigen, dass die türkische Regierung das Projekt trotz des Ausstiegs europäischer Regierungen und Banken weiterbauen will und damit das kulturelle Erbe der Region dem Untergang preisgeben will.
 
Nach Informationen der Initiative zur Rettung von Hasankeyf werden zurzeit Straßen in der Gegend des geplanten Staudamms erweitert. Dies deute darauf hin, dass die türkische Regierung nun ernst mit der Umsetzung des Projekts machen will, obwohl die Regierungen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz sowie mehrere europäische Banken und Unternehmen sich 2009 aus dem Projekt zurückgezogen hatten, weil internationale Standards nicht erfüllt wurden. Doch erleidet das Vorhaben immer neue Rückschläge. Erst kürzlich hatten zwei Urteile türkischer Gerichte neue Probleme für das Projekt aufgeworfen, als Enteignungen zur Verlegung Hasankeyfs für ungesetzlich erklärt wurden und bei einem Dammbau in der Schwarzmeerregion die türkische Planungspraxis grundsätzlich als nicht verfassungskonform gewertet wurde. Damit erhalten Projektgegner neue rechtliche Möglichkeiten, gegen den Bau von Ilisu vorzugehen.
 
„Kulturminister Günay muss sich umgehend für den endgültigen Stopp des Ilisu-Projekts einsetzen“, fordert Ercan Ayboga von der Initiative zur Rettung von Hasankeyf den Minister auf, der sich auf der Berliner Tourismusbörse ITB aufhält. „Auf der Tourismusmesse wirbt die Türkei mit ihrem reichhaltigen kulturellen Erbe. Wie kann sie gleichzeitig einen derartigen Touristenmagnet wie Hasankeyf überfluten?“
 
„Hasankeyf und das umliegende Tigristal sind nicht nur ein besonderer Anziehungspunkt für die Region, sondern ein Welterbe der gesamten Menschheit. Statt sie zu zerstören, sollte die türkische Regierung sie auf Dauer schützen und zum Unesco-Welterbe erklären lassen“, stellt Heike Drillisch von GegenStrömung, der Ilisu-Kampagne in Deutschland, fest. Dies stelle eine einmalige Chance dar, neue Entwicklungswege für die Region zu gehen.
 
Am Vorabend hatten die Umweltschützer mit einer Kundgebung vor dem Französischen Dom in Berlin, in dem in Anwesenheit des türkischen Kulturministers mit einem Konzert die kulturelle Vielfalt der Türkei dargestellt wurde, bereits auf die drohende Vernichtung der einmaligen Kulturgüter Hasankeyfs hingewiesen.
 
Kontakt und weitere Informationen:
Ercan Ayboga, 0163 – 757 7848
    
Heike Drillisch, 0177 – 345 2611