Klamath River: Das größte Dammrückbauvorhaben in den USA nimmt Gestalt an

Am Klamath River sollen ab 2021 vier Dämme zur Wasserkrafterzeugung nach mehr als hundert Jahren Betrieb zurückgebaut werden, damit der Lachs auf rund 650 Kilometern des Klamath Rivers und seiner Zuflüsse wieder frei ziehen kann. Dies berichtet newsdeeply in der neuesten Ausgabe . Denn die vier Dämme – Iron Gate, Copco 1, Copco 2 und J.C. Boyle – blockieren den freien Flusslauf und hindern so den paziischen Lachs und die Stahlkopfforrelle anihrer natürlichen Wanderroute zum Laichen. So würde der Flusslauf des Klamath River vom Oberen Klamath Lake bis zum Pazifischen Ozean, wo er bei Requa, rund 250 Kilometer flussabwärts gelegen, ins Meer mündet.
Ende Juni hat die Klamath River Renewal Corporation den 2.300 Seiten starken Rückbaubau vorgelegt, der festlegt, wie die vier Dämme zurückgebaut, die Staureservoirs nach und nach geleert, wo und das Abraummaterial gelagert bzw. genutzt werden soll und wie das vormals geflutete Land renaturiert werden soll. Die Bundesbehörde für Energiefragen Federal Energy Regulatory Commission (FERC) sowie unabhängige Gutachter werden dieses Dokument nun studieren und – falls es keine weiteren rechtlichen Einwände oder unvorhergesehene Hindernisse gibt – soll ab 2021 der Rückbau beginnen.
Als in Jahr 2000 – anlässlich der Entscheidung über die Konzessionsverlängerung für die Dämme nach 50 Jahren Konzession – die Behörden die Eigentümer und die interssierte Öffentlichkeit zu Gesprächen ludan, da waren sie dann auch da: die Gegner der Dämme, die indigenen Karuk, die UmweltschützerInnen und AktivistInnen. Diese protestierten sogar in Schottland, weil die Besitzerin der Dämmme PacifiCorp damals noch Scottish Power gehörte. Im Jahr 2004 fuhren die Karuk und Umweltschützer zur Jareshauptversammlung von Scottish Power und forderten ihren Fluss zurück – frei fliessend und endlich wieder voll mit Lachs und Forrellen. Aber noch ohne Erfolg. Wenige Jahre später verkaufte Scottish Power die Dämme an Berkshire Hathaway Energy, und so trugen die AktivistInnen den Kampf nach Omaha, in Nebraska, wo Berkshire Hathaways Besitzer, Warren Buffett, seinen Hauptsitz hat. Doch auch dieser liess sich nicht vom zwanglosen Zwang des besseren Arguments für den Rückbau überzeugen. Erst als Jahre später eine neue Wirtschaftlichkeitsberechnung durchgeführt wurde und schwarz auf weiss fest stand, dass Betrieb und Unterhalt der in die Jahre gekommenen Dämme in Zukunft teurer wären als der Rückbau, kam bewegung in die Sache. Von den für den Rückbau veranschlagten knapp 400 Millionen US-Dollar kommen 200 Millionen über eine Stromumlage der PacifiCorp-KundInnen und die andere Hälfte wird aus Mitteln von Proposition 1 getragen, einer Wasseranleihe, die der Staat Kalifornien im Jahre 2014 eingerichtet hatte.
Eine der größten technischen Herausforderungen wird nicht der Rückbau des Betons, sondern die im Laufe der Jahrzehnte aufgelaufenden Sedimente im Flussbecken, im Reservoir und vor den Talsperren sein. Regen- und schneereiche Winter mit nachfolgenden Frühlingshochwassern würde wohl viele Sedimente von alleine wegtragen. Das Problem: zuvor müssen die Sedimente auf Giftstoffe untersucht werden, denn niemand weiß, was sich in ihnen im Lauf der Jahre dort angesammelt haben könnte.
Der gleichzeitige Rückbau der vier Dämme am Klamath River wäre der bisher größte Rückbau von Dämmen in den USA auf einmal. Dabei folgt er einem Trend: Die US-amerikanische Nichtregierungsorganisation American Rivers führt ein umfangreiches Register über den Rückbau von Staudämmen in den USA und hat am 13. Februar 2018 die Zahlen für 2017 bekannt gegeben. Demnach wurden im vergangenen Jahr 86 Staudämme in den USA zurückgebaut. 2014 lag diese Zahl noch bei 78. Durch den Rückbau der 86 Dämme wurden 550 Meilen von Flüssen wieder zu frei fliessenden Flüssen. In den 21 Bundesstaaten Alaska, California, Connecticut, Iowa, Indiana, Kentucky, Massachusetts, Maine, Michigan, Minnesota, Nevada, New Hampshire, New Jersey, North Carolina, Ohio, Oregon, Pennsylvania, Tennessee, Vermont, Washington und Wisconsin wurden Dämme zurückgebaut, wobei Pennsylvania mit 16 Dämmen die Liste anführte, geflgt von Kalifornien mit 10 und Massachusetts mit insgesamt 9 Dämmen.
Laut den Zahlen von American Rivers wurden in den USA seit 1912 insgesamt 1.492 Dämme zurückgebaut. Dabei wurde die Mehrzahl der Dämme, 1.275, in den vergangenen dreissig Jahren zurückgebaut. Durch den Rückbau entstanden tausende Kilometer frei fließender Flusslandschaften, mit allen Möglichkeiten von freiem Fischzug, Sedimentfracht und ungezügelter Biodiversität. So werden seit Jahren in den USA statistisch mehr Staudämme abgerissen als neue gebaut. American Rivers hat dazu auch eine interaktive Landkarte erstellt, die den Rückbau von Staudämmen in den USA dokumentiert: http://www.americanrivers.org/initiatives/dams/dam-removals-map/

// christian russau