Wegen Staudamm Belo Monte zwangsumgesiedelte Flussanwohner fordern kollektives Territorium

Es sind 235 Familien von Flussanwohnerinnen und Flussanwohner, die für den Bau des Megastaudamms Belo Monte am Fluss Xigu zwangsumgesiedelt wurden. Und die äußerten Anfang Februar in Brasília ihren Unmut und protestierten gegen die Mißachtung ihrer angestammten Rechte.

Wegen des Baus von belo Monte wurden bis zu 40.000 Menschen zwangsumgesiedelt. 235 Familien davon waren Flussanwohnerinnen und -anwohner, die in dem gebiet lebten, wo heute der Stausee von Belo Monte sich befindet. Es sind insgesamt 1.175 Personen, die auf kleinen Grundstücken am Xingu-Fluss in ihren Häusern gelebt hatten, in Subsistenz Landwirtschaft und Fischerei zur Deckung ihres Lebensunterhalts betrieben hatten. Dann kam der Bau des amazonischen Staudamms Belo Monte – und mit ihm der Ärger. Denn die Umverträglichkeitsstudien erkannte die Ribeirinhos zunächst nicht als Betroffene an, aber von ihren Grundstücken mussten sie dennoch abziehen und an anderen Orten neu angesiedelt werden. Erst ihr jahrelanger Protest bewirkte, dass zumindest 121 von diesen Anspruch auf Entschädigungen haben, dass sie als direkt Betroffene anerkannt werden müssten. Nun fordern alle 235 Familien, dass sie in ihr Territorium zurückkehren können, allerdings mit Anerkennung ihrer angestammten Rechte.

Denn ihr angestammtes Gebiet bildet heute den Großteil des für den Saudamm gefluteten Staureservoris, und diese Gegend ist nun als unter Umweltschutz stehende Área de Preservação Permanente (APP) per Gesetz definiert. Die Umweltbehörden haben den 121 Familien erlaubt, in ihr Gebiet zurückzukehren, aber da das Gebiet nun unter Naturschutz steht, sind die klassischen Tätigkeiten der Flussanwohnerinnen und -anwohner wie Landwirtschaft und Fischerei nur eingeschränkt gestattet.

„Wir bitten um nichts, wir fordern unsere Rechte ein!“, sagt Leonardo Batista laut einem Bericht der Nichtregierungsorganisation ISA auf einem Protestreffen von rund 100 Menschen an der Universität von Brasília. Batista spricht für 22 Ribeirinho-Familien, die bereits in ihrem angestammten Gebiet wieder leben, aber nur eingeschränkt ihren traditionellen Tätigkeiten zur Deckung ihres Lebensunterhalts nachgehen können.

Die 22 Familien sind Anfang Februar nach Brasília gereist, um gegenüber den Behörden ihren Unmut zu äußern und ihren politischen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Dazu stellten die Fischerfamilien der Umweltbehörde IBAMA und den Vertretern der verantwortlichen Staudammfirma Norte Energia ihren Minimalplan vor, wie das Gebiet künftig in Zonen aufgeteilt werden solle, damit die Familien ihren gewohnten Lebensunterhalt weiterhin durch ihre angestammten Tätigkeiten wie Fischen und Landwirtschaft abbilden können. „Der Ribeirinho ohne Territorium ist kein Ribeirinho mehr. Und es ist mein Territorium, das mir die Möglichkeiten in die Hand gibt, meine Identität in Würde zu leben“, erklärte die Ribeirinha Rita Cavalcante auf dem Treffen in Brasília.

Laut dem Bericht bei ISA haben sowohl Norte Energia als auch IBAMA erklärt, das Problem nun erkannt zu haben und dass sie die Forderungen der Flussanwohnerinnen und -anwohner als legitim erachten. Die Forderung der Flussanwohner nach kollektiven Territorialrechten werde geprüft. „Wir gehen aus diesem Treffen mit der Einsicht und dem Versprechen, das wieder anzupassen, was nicht angemessen ist. Wir nehmen uns vor, uns in Zukunft weniger Fehler zu begehen“, erklärte der anwesende Firmenvertreter von Jorte Energia, José Hilário Portes. Die nächsten Monate werden zeigen, wie ernst es der Firma und den Behörden mit dieser Einsicht und dem Versprechen ist.

Fotostrecke: Von der Kanalabzweigung bei Pimental am Xingu-Fluss bis zum gefluteten Staureservoir bei Belo Monte. Fotos: Christian Russau, März 2016