”Am Internationalen  Aktionstag gegen Staudämme feiern wir frei-fließende Flüsse, die den  Tieren, Pflanzen und Menschen Leben spenden”, erklärt Heike Drillisch,  die Koordinatorin des deutschen Netzwerkes GegenStrömung. “Der Tigris  ist noch ein kostbares Ökosystem, das vielen Menschen eine  Lebensgrundlage bietet. Wird der Ilisu-Damm gebaut, würden bis zu 85.000  Menschen ihr Land verlieren und das Überleben zahlreicher bedrohter  Arten wie z.B. der Euphrat-Weichschildkröte wäre gefährdet. Wer kann  hierfür die Verantwortung tragen?“ Anna Irvin vom Kurdish Human Rights  Project betont zudem: “Das kulturelle Erbe, das vernichtet würde, ist  von größter Bedeutung für die Menschen der Region ebenso wie für die  Menschheit insgesamt.“
Im Sommer 2009 beendeten  die Regierungen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz ihre  Garantien für das Projekt. Daraufhin zogen auch die Société Générale,  Bank Austria/UniCredit und die DekaBank ihre Kredite zurück. Dennoch  kündigte die türkische Regierung an, das Projekt fortsetzen zu wollen.  Im Januar 2010 sagten die beiden türkischen Banken Akbank und  Garantibank zusätzliche Kredite für das Vorhaben zu, was sie zum  Hauptadressaten der heutigen Proteste sowie weiterer Aktionen in den  nächsten Wochen macht.
“In der Türkei werben  Akbank und Garantibank damit, der sozialen und ökologischen  Nachhaltigkeit verpflichtet zu sein. Aber so eine Erklärung ist  bedeutungslos, wenn sie keine Bedeutung für die Art von Projekten hat,  die eine Bank finanziert”, sagt Johan Frijns, Koordinator des Netzwerkes  BankTrack.“Der Ilisu-Staudamm ist eines jener unverantwortlichen  Projekte, die niemals ‚nachhaltig’ gemacht werden können, und an denen  sich keine Bank beteiligen sollte.“
”Das Wohl der Menschen,  die Natur und Kultur des Tigristals dürfen nicht einfach dem Profit von  Privatbanken geopfert werden“, kommentiert Ercan Ayboga, der europäische  Sprecher der Initiative zur Rettung von Hasankeyf. „Die Entscheidung  der Banken, das Ilisu-Projekt zu finanzieren, konterkariert völlig ihre  Bemühungen um Umweltschutz und ihre sozialen Initiativen. Ohne ihre  Unterstützung könnte die türkische Regierung das Ilisu-Projekt in den  nächsten Jahren nicht beginnen.“
Proteste finden vor den  europäischen Niederlassungen der Akbank und Garantibank in Amsterdam,  London, Frankfurt, Essen and Hannover statt. Zusätzliche Kundgebungen  finden in Berlin und Strasbourg statt sowie vor der  österreichischen Baufirma Strabag in Wien, die an Staudammprojekten am  Munzur Fluss in der Türkei beteiligt ist.
“Der Bau von Konaktepe  I+II und anderen Dammprojekten am Munzur-Fluss macht wirtschaftlich  absolut keinen Sinn. Ein natürliches Paradies, die einzigartige  kurdisch-alevitische Kultur der Munzur-Region und Milliarden von Euro  werden geopfert, um 1 Prozent des türkischen Energiebedarfs zu  produzieren“, erklärt Kiymet Ceviz von der neu gegründeten Free Munzur  Initiative in Europa. “Wir fordern Strabag auf, sich umgehend aus diesen  Projekten zurück zu ziehen.”
Hintergrund: 
Der  ‘Internationale Aktkionstag gegen Dämme, für Flüsse und  Lebensgrundlagen’ wurde am 14. März zum dreizehnten Mal begangen. Staudammgegner  in über zwanzig Ländern protestierten mit einer Vielzahl von  Aktivitäten gegen Staudammprojekte (s. www.internationalrivers.org). In  der Türkei organisierte eine Koalition aus 20 staudammkritischen  Bewegungen Demonstrationen und Versammlungen gegen die Ilisu-,  Konaktepe- und viele andere zerstörerische Dämme (s.  www.akarsuhareketleri.org). Die europäischen Aktivisten folgten am  Montag, dem 15. März, da ihre Hauptadressaten, die türkischen Banken, am  eigentlichen Aktionstag geschlossen waren.
Der Bau des  Ilisu-Staudamms am Tigris würde massive Umweltzerstörung und die  Überflutung unschätzbaren Kulturerbes, darunter der 12.000 Jahre alten  Stadt Hasankeyf, nach sich ziehen. Ersatzland für Zehntausende vom  Staudamm betroffene Menschen ist nicht verfügbar. Zudem wurden die  Nachbarstaaten Syrien und Irak, deren Wasserzufluss drastisch reduziert  würde, völkerrechtswidrig nicht in die Planung einbezogen.
Das  Munzur-Tal und die es umgebende einzigartige Gebirgslandschaft wurden  1971 von der türkischen Regierung zum Naturschutzgebiet erklärt. Bisher  ist der größte Teil des Tales noch unberührt und stellt eine  unschätzbare ökologische Kostbarkeit dar. Doch zwei Staudämme wurden  bereits errichtet, ein weiterer ist im Bau und insgesamt 19 sind  geplant.
Kontakt:
Ercan  Ayboga, Tel. +49-163-757 7847, e.ayboga@gmx.net, www.hasankeyfgirisimi.com
Heike Drillisch, Tel.  +49-177-345 2611, heike.drillisch@gegenstroemung.org,  www.gegenstroemung.org
Johan  Frijns, Tel. +31-6-1242 1667, coord@banktrack.org, http://www.banktrack.org/show/dodgydeals/ilisu_dam
Anna Irvin,  Tel. +44 7799432988, airvin@khrp.org, www.khrp.org
Kiymet  Ceviz, Tel: +43-699-1250 6462, email: k.ceviz@gmx.at, www.freemunzur.org


