„Pak Beng“-Staudamm verschärft den Streit zwischen Vietnam und Laos wegen Staudammbauten am Mekong

In Vietnam zeigt man sich extrem besorgt über Laos‘ Staudammpläne am Mekong. Vietnams Minister für natürliche Ressourcen und Umwelt und Vorsitzender der Vietnam Mekong River Commission, Tran Hong Ha, kritisierte am 12. Mai auf einem Workshop mit zivilgesellschaftlichen Vertretern aus Universitäten, dass vor allem die gegenwärtig seitens Laos‘ Regierung in Angriff genommenen Bautätigkeiten für den „Pak Beng“-Staudamm am Unteren Mekong eine Bedrohung für die zu erhaltenen Lebenswelten der betroffenen Flussanwohner darstelle. Der Minister wies daraufhin, dass die bisher abgehaltenen Konsultationen der betroffenen Bevölkerung und die diesbezüglich geforderten Infomationen unzureichend seien. Zudem gebe es noch immer keine Untersuchungen über die kumulativen Aspekte mit den flussaufwärts in Laos – wie Xayabury und Don Shahong – bereits im Bau befindlichen Dämme sowie den weiteren anderen acht Groß-Staudämmen, die von Laos, Myanmar und China am Mekong geplant sind. Des Weiteren, so kritisierte der vietnamesische Umweltminister, gebe es für die Dämme noch immer keine Klimawandelfolgenstudie und auch keine Analyse, welche Wirkungen der Bau dieser Staudämme für die Grenzanrainer haben könnte. Zudem stützten sich die bisher vorgelegten Umweltfolgenstudien auf veraltete Daten, kritisierte der Minister.

Auf dem Workshop wurde zudem bemängelt, dass der Bau des „Pak Beng“-Dammes bereits begonnen wurde, obwohl die Konsultationsphase der Betroffenen noch gar nicht vollends durchgeführt worden sei. Le Anh Tuan von der Can Tho Universität forderte einen Baustopp, solange die wissenschaftlichen Studien noch nicht abgeschlossen seien. Er wies auch darauf hin, dass die chinesische Firma sich an Baupläne aus den 1960er und 1970er Jahren stütze, so der Pressebericht von Vietnam Net. Nguyen Ngoc Tran, vormaliger Vorsitzender des National Assembly’s Committee for Science and Technology, warnte vor künftig zunehmenden Überschwemmungen und Landverlusten am Mekong-Delta, sollte die Sedimentfracht durch die Staudammprojekte entlang des Mekong behindert werden.

Der „Pak Beng“-Dam ist der nördlichste von elf Dämmen, die in Laos am Mekong-Fluss geplant sind. Pak Beng soll in der Provinz Oudomxay, im Norden von Laos, mit 912 MW jährlich 4.700 GWh Strom erzeugen, von denen 90% nach Thailand verkauft werden und die restlichen 10% an Laos staatlichen Stromversorger, Electricité du Laos.

Laut der staudammkritischen Nichtregierungsorganisation International Rivers zeichne sich die für den Dammbau vorgesehene Gegend als „außergewöhnlich schöner Abschnitt des Mekong-Flusses“aus, es sei eine „üppige, bergige Gegend“, in der die Flussanwohner ihren Lebensunterhalt durch Flussufer-Landwirtschaft, durch die Fischerei und die Viehzucht bestreiten. Die Wasserschnellen und Lagunen bilden ein komplexes Flussökosystem und machen den Mekong zu einem wichtigen Lebensraum für Fisch und Wassertiere. International Rivers warnt davor, dass bis zu 25 Dörfer in Laos und zwei Dörfer in Thailand direkt vom Bau des Pak-Beng-Staudamms betroffen sein werden und dass durch den Bau schätzungsweise 6.700 Menschen umgesiedelt werden müssten.

Im Jahr 2007 hatte die China Datang Overseas Investment (Datang) ein Memorandum of Understanding mit der Regierung von Laos unterzeichnet, um den „Pak Beng“-Damm zu errichten. Datang erhielt im März 2014 die Umweltgenehmigung von der laotischen Regierung für das Wasserkraftprojekt und verkündete, dass es die vorgeschriebenen Umweltverträglichkeitsprüfungen sowie die vorgeschriebene Konsultation der Betroffenen – wie im Mekong-Abkommen von 1995 zwischen Kambodscha, Laos, Thailand und Vietnam vereinbart – durchführen werde. Gleichwohl planen neben Laos und China auch die anderen Mekong-Anrainer-Staaten derzeit massiv, in den Bau von Staudämmen und Wasserkraftanlagen zu investieren. Der Mekong-Fluss durchquert und schneidet die Länder China, Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam und ist mit über 4.000 Kilometer Länge einer der weltweit längsten Flüsse, an dem Millionen von Menschen leben, deren Nahrungsmittelsouveränität zu einem Großteil von Fisch abhängt.

// Christian Russau

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