Wozu eine Studie zu den Hintergründen und Folgen eines Staudamms, wenn dessen Bau schon weit fortgeschritten ist? Wozu eine Studie auf Deutsch zu einem Staudamm, der in Brasilien im Auftrag der brasilianischen Regierung von brasilianischen Firmen mit brasilianischer Finanzie- rung gebaut wird? Warum fokussiert die Untersuchung auf die Beteiligungen ausländischer und vor allem euro- päischer Konzerne, wenn das Projekt doch vorrangig eine brasilianische Angelegenheit zu sein scheint?

Der Wasserkraftkomplex Belo Monte ist für viele Kri- tiker/-innen nicht nur Testballon, sondern auch Türöff- ner für weitere Großstaudämme in der Region. Allein im brasilianischen Amazonien sind für die nächsten Jahre bis zu 60 neue Großstaudämme geplant. So muss sich eine kritische Analyse eines Großprojekts wie Belo Monte da- rauf beziehen, was war, um somit auch in den Blick zu bekommen, was an anderen Orten bevorsteht. Dieser Blick entspricht dem, worauf sich der lokale und regio- nale Widerstand vor Ort konzentriert: auf das dem Bau dieses und weiterer Staudammprojekte zugrundeliegende Entwicklungsmodell. „Energie für wen? Energie wofür?“, fragen die Widerstandsbewegungen nicht nur in Brasi- lien und stellen damit die Frage nach Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit solcher Großprojekte, nach deren sozialen und ökologischen Auswirkungen – und nach den dahinter liegenden Interessen.

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