Die um sich greifende Klimakrise führt zu erschwerten Starkwetterereignissen wie Dürre und Hochwasser und diese beeinträchtigen die doch eigentlich von den Befürworter:innen als so klimasicher beschriebenen Wasserkraftwerke mit ihren Stauseen und bedrohen letztlich die Menschenrechte der vor Ort lokal Betroffenen.
Von Christian Russau
Werfen wir den Blick auf fünf Regionen: in Brasilien auf Amazonien und auf Südbrasilien, auf den Bundesstaat Sikkim im Nordosten Indiens sowie auf eine neue Studie zur Klima unverträglichen Zukunft von Wasserkraft auf dem afrikanischen Kontinent:
Die schlimmste Dürre in Amazonien seit 43 Jahren zwingt Staudammbetreiberfirmen, Brasiliens viertgrößtes Wasserkraftwerk Santo Antonio am Rio Madeira abzuschalten und die Hochspannungsüberleitungen vom Rio Madeira in die Metropolregionen im Südosten des Landes werden abgeschaltet, während zur Stromversorgung Brasília nun wieder vermehrt fossile Kraftwerke in Betrieb nimmt. Das Wetterphänomen El Niño trifft Amazonien hart und der Klimawandel, die mittlerweile zur akuten Klimakrise geworden ist, trifft die bedrohlich nahe dem Kipppunkt befindliche Region wie Amazonien doppelt hart. Die Hauptleidtragenden sind die Bewohner:innen vor Ort, die indigenen und traditionellen Völker und Gemeinschaften, die historisch am wenigstens zum Klimawandel beigetragen haben.
Im Süden Brasilien, im Bundesstaat Santa Catarina, wird in 54 der 120 von Überschwemmungen betroffenen Gemeinden der Notstand ausgerufen, die unter anderem die Stadt Blumenau zu überschwemmen droht, weswegen der Gouverneur die Schließung der Stauwerke José Boiteux und Ituporanga veranlasst, um die Wassermassen dort zurückzuhalten – was aber auf Kosten der Flutung großer Teile des indigenen Territoriums Ibirama-Laklãnõ Xokleng geht – ausgerechnet jenes Territoriums, dessen indigene Bewohner:innen der Xokleng erst vor wenigen Wochen einen historischen Sieg auf Anerkennung ihres Territoriums vor dem Obersten Gerichtshof in Brasília erzielt hatten. Die Indigenen werfen der Landesregierung vor, sich nicht an die Abmachungen zu halten, gehen protestierend auf die Straßen und werden von der Militärpolizei mit Gummigeschossen und lethaler Munition beschossen.
Im Nordosten Indiens, im Bundesstaat Sikkim, bricht der Chungthang-Damm (auch Teesta III genannt) infolge sintflutartiger Regenfälle und eines Gletscherseeausbruchs flussaufwärts des Teesta. Dutzende Tote und hunderte Vermisste sind bestätigt, das Hochwasser schwemmte mehrere Brücken und Abschnitte des National Highway 10 weg, wodurch mehrere Dörfer vom Verkehr abgeschnitten wurden.
Eine neue Studie stellte vor Kurzem fest, dass infolge des Klimawandels 67 Prozent der künftig geplanten Wasserkraft auf dem afrikanischen Kontinent unrentabel werden wird. Statt in Großprojekte wie Wasserkraftwerke mit Stauseen sollten die Energieversorgungsplaner:innen (und noch besser: die Politik mit Rahmenvorgaben) lieber auf dezentrale Ansätze wie Solar und Wind samt Speicher setzen, doch die Wasserkraftlobby ist noch immer sehr stark.