Laut übereinstimmenden Medienberichten von heute Morgen hat ein Londoner Gericht den anglo-australischen Bergbaukonzern BHP Billiton für den Bruch des Samarco-Tailing-Damms am 5. November 2015 in der Nähe der Kleinstadt Mariana im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais für haftbar erklärt. Das Urteil ist – trotz zehn vergangenen Jahren – ein Meilenstein, denn es eröffnet den Weg für die weiteren Phasen des Gerichtsprozesses, in denen dann die Höhe der Haftung festgelegt wird. Der Fundão-Tailing-Damm gehört der brasilianischen Firma Samarco, ein 50-50-Joint-Venture von VALE und BHP Billiton. Den Medienberichten zufolge (u.a. hier bei TheGuardian) sah es das Gericht als erwiesen an, dass BHP für den Dammbruch von Fundão in Mariana vor zehn Jahren „verantwortlich war, der zur schlimmsten Umweltkatastrophe des Landes führte“. Laut den Medienberichten erklärte die zuständige Richterin Finola O’Farrell, dass BHP für den Dammbruch verantwortlich sei, obwohl es zum Zeitpunkt des Unglücks nicht direkter Eigentümer des Damms war. In einem mehr als 200 Seiten umfassenden Urteil schrieb sie demnach, dass das Risiko eines Dammbruchs „vorhersehbar“ gewesen sei und dass es „offensichtliche Anzeichen für kontrahierende, gesättigte Abraumhalden und zahlreiche Vorfälle von Sickerwasser und Rissen“ gegeben habe, so die Medienberichte. Die Richterin fügte demnach hinzu, dass „der Dammbruch hätte verhindert werden können“. Laut TheGuardian bringt etwa 600.000 Brasilianer:innen in der Frage einer möglichen Entschädigung in Höhe von etwa 36 Milliarden Pfund für die Katastrophe einen Schritt näher. Das Urteil vom Freitag befasste sich nur mit der grundsätzlichen Klärung der rechtlichen Haftung BHPs für die Katastrophe, während in einer zweiten Phase des Verfahrens die Höhe des Schadenersatzes festgelegt wird.
Am 5. November 2015 war der Damm des Rückhaltebeckens Fundão nahe der Kleinstadt Mariana im Bundesstaat Minas Gerais in Brasilien gebrochen. Millionen Kubikmeter an Bergwerksschlamm aus der Eisenerz-Mine der Firma Samarco und ein Tsunami aus Schlamm zerstörte mehrere Dörfer, 349 Häuser, Schulen und Kirchen… Die Flüsse Rio Gualaxo do Norte, Rio do Carmo und Rio Doce wurden verseucht. Der Tsunami aus Eisenerzschlamm und Schwermetallen schob sich wochenlang unerbittlich durch das Flusstal des Rio Doce, Heimat und Arbeitsplatz zigtausender Fischer:innen. Durch den Dammbruch starben 19 Menschen, unzählige weitere erlitten Schädigungen ihres Einkommens, Habs und Gut, konnten jahrelang nicht mehr fischen gehen, sehr lange war für hunderttausende Menschen entlang des Flusstales Rio Doce die Trinkwasserversorgung unterbrochen, das Wasser musste per Carro-Pipa (mit Lastern) herangeschafft werden. Krankheiten wie Hautreizungen, Asthma durch den nach einer Weile getrockneten Staub, der lose durch die Luft fliegt, psychische Krankheiten, all dies häufte sich in den Jahren nach dem Dammbruch. Und die Betroffenen und Opfer warten seit 10 Jahren auf eine angemessene und umfassende Entschädigung. Die bisher geleisteten Entschädigungen decken nicht den Gesamtschaden, so eine große Anzahl der Betroffenen in den vergangenen Jahren unisono in unzähligen Medienberichten.
// Christian Russau


![03-TI-Krenak-Wasser-2 Flusswasser des Rio Doce nach dem Dammbruch der Samarco. Foto: christian russau [2016]](https://www.gegenstroemung.org/wp-content/uploads/2024/10/03-TI-Krenak-Wasser-2-scaled-2560x1280.jpg)
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