15 Jahre lang haben sich lokale Gemeinschaften wie Flussanwohnende Ribeirinhos und Indigene sowie Umweltschützer:innen gegen das am Rio Machado im westbrasilianischen Bundesstaat Rondônia im Herzen Amazoniens – das geplante Wasserkraftwerk Tabajara der Firma Eletronorte – zu Wehr gesetzt und Proteste organisiert, viel Unterstützung erhielten sie dabei auch von kritischen Wissenschaftler:innen und Nichtregierungsorganisationen, die alle auf die Umwelt- und sozialen Folgen des 400-MW-Staudamms in einer ökologisch und sozial enorm fragilen Zone Amazoniens hinwiesen. Nun, 15 Jahre seit der erst bekannt gewordenen Planung wurde das Umweltgenehmigungsverfahren für das Wasserkraftwerk Tabajara abgebrochen und damit das ganze Projekt gestoppt. Dies berichtet die Nichtregierungsorganisation International Rivers auf ihrer Webseite und veröffentlichte dort auch eine gemeinsame Erklärung von Movimento dos Atingidos Por Barragens – MAB; Associação do Povo Indígena Tenharim Morõgitá – APITEM; Conselho Indigenista Missionário – CIMI; Comissão Pastoral da Terra – CPT; Grupo de Estudos Pesquisa e Extensão sobre Estados e Territórios na Fronteira; Amazônica – GEPE-Front; Grupo de Estudos e Educação e Meio Ambiente – GEEMA; Instituto Madeira Vivo – IMV; Coalizão Pelos Rios; Fórum Brasileiro de ONGs e Movimentos Sociais para o Desenvolvimento e Meio Ambiente – FBOMS; Movimento Tapajó Vivo – MTV; Movimento Xingu Vivo Para Sempre; International Rivers, in der dieses Zu-den-Akten-Legen seitens der Behörden beschrieben wird als: „Das Aus für das Wasserkraftwerk Tabajara als technisch, wirtschaftlich und sozial-ökologisch nicht realisierbares Megaprojekt zeigt, wie dringend Brasilien neue Wege einschlagen muss, um eine nachhaltige, partizipative und inklusive Energiewende zu verwirklichen.“ GegenStrömung berichtete bereits mehrmals über Tabajara und dessen Gefahren.
Der Hintergrund: Am 30. Juni 2025 hat die brasilianische Umweltbehörde IBAMA das am Machado-Fluss in Rondonia geplante Projekt endgültig archiviert, nachdem der Projektentwickler, die staatliche Firma Eletronorte, über zwei Jahre lang die erforderlichen Studien nicht vorgelegt hatte, berichtet International Rivers und beglückwünscht die sozialen Bewegungen und die indigenen Gemeinden, die die Durchführbarkeit des geplanten Tabajara-Staudamms in Frage gestellt und sich für dessen Aus eingesetzt haben. „Dieser Sieg war das Ergebnis des unermüdlichen Einsatzes der Gemeinden, die sich zusammengeschlossen haben, um den Machado-Fluss vor einem Projekt zu schützen, das ihre Nahrungs- und Wirtschaftsgrundlage bedrohen und ihre Verbindung zu ihrem kulturellen Erbe zerstören würde. Von brasilianischen Forschern durchgeführte Studien bestätigten, dass das Tabajara-Wasserkraftwerk die Abholzung und den Verlust der Artenvielfalt beschleunigen, die Strömung des Machado-Flusses verändern, die Wasserqualität verschlechtern, die lokalen Treibhausgasemissionen beschleunigen, Kämpfe um Land entfachen und die Lebensweise unzähliger indigener Gemeinschaften bedrohen würde“, so International Rivers. Hinzu käme, so International Rivers , dass „das Genehmigungsverfahren für das Projekt voller Fehler, Ungereimtheiten und Widersprüche [war]. Vor allem wurde das Menschenrecht der lokalen Gemeinschaften auf freie, vorherige und informierte Zustimmung verletzt. Die Spur der Umweltzerstörung, die die große Wasserkraft in Brasilien hinterlässt, einschließlich der Narben, die sie bei indigenen, traditionellen, flussnahen und städtischen Gemeinschaften hinterlässt, zeigt deutlich, dass die durch Wasserkraftwerke erzeugte Energie nie sauber, gerecht oder sozial integrativ war. Die Annullierung des Umweltgenehmigungsverfahrens für das Tabajara-Projekt war kein bloßer Verwaltungsakt, sondern vielmehr das Ergebnis einer kollektiven Anstrengung des Kampfes und Widerstands von indigenen und sozialen Organisationen, Universitäten, nationalen Bewegungen wie der Bewegung der von Staudämmen betroffenen Menschen (MAB) sowie nationalen und internationalen Umweltorganisationen. Am Vorabend der COP 30 hat Brasilien die Möglichkeit, eine globale Führungsrolle beim Übergang zu sauberer Energie einzunehmen. Es kann dies erreichen, indem es auf Megastaudämme verzichtet und erneuerbare, faire und sozial integrative Energiequellen fördert und ausbaut. Brasilien muss auf Megastaudämme verzichten und einen gerechten, sauberen und dezentralen Energiewandel anführen. Wenn die Welt auf Brasilien als Klimavorreiter schaut, hat die Großwasserkraft keinen Platz in dieser Zukunft.“
// Christian Russau