Solarenergie damit nach Wasserkraft und Windkraft drittgrößter Stromproduzent des Landes
Von Christian Russau
In Brasilien zeigen neueste Daten der brasilianischen Vereinigung für photovoltaische Solarenergie (Absolar) die Zunahme von photovoltaischen Energieerzeugungssystemen im Lande. Brasilien habe die Marke von 19 Gigawatt (GW) an installierter Leistung bei Photovoltaik überschritten. Davon seien 13 GW auf Dächern, Fassaden und kleinen Grundstücken installiert, der Rest entfalle auf Großanlagen in der Fläche. Darüber berichtet Zum Vergleich: Brasiliens größtes Wasserkraftwerk Itaipu, das Brasilien gemeinsam mit Paraguay betreibt, hat eine installierte Leistung von 14 GW. Darüber berichtet Agência Brasil. 2018 gab es in Brasilien noch 1 GW installierter Photovoltaik und der damalige Regierungsplan sah bis zum Jahr 2023 einen Anstieg auf 2 GW vor.
Mit den nun erreichten 19 GW installierter Nominalkapazität ist die Solarenergie der drittgrößte Energieerzeuger des Landes, hinter der Wasserkraft und der Windenergie. Das Einfangen des Sonnenlichts durch Photovoltaikmodule und die Umwandlung dieses Lichts in Strom mache heute 9,6 % des Stromnetzes des Landes aus, so Agência Brasil. Von Januar bis September gab es einen Anstieg von 46,1 %, mit einem durchschnittlichen Wachstum von 1 GW pro Monat in den letzten 120 Tagen. Der Nationale Industrieverband (CNI) geht davon aus, dass sich die installierte Kapazität weiter deutlich steigern werde, da es derzeit – zumindest bis 2023 – einen Anreiz für die Verbraucher:innen gebe, Photovoltaiksysteme auf ihren Häusern zu installieren, und zwar dank einer Ermäßigung des Tarifs. Nach dem Gesetz 14.300/2022, das den rechtlichen Rahmen für die dezentrale Mikro- und Minigenerierung festlegt, zahlen Verbraucher:innen, die bis 2023 Solaranlagen auf ihren Häusern und Unternehmen installieren, bis zum Jahr 2045 günstigere Tarife. Der Tarif wird nur auf die positive Differenz zwischen der verbrauchten Menge und der Summe der in diesem Monat eingespeisten elektrischen Energie berechnet. Der CNI geht laut dem Pressebericht von Agência Brasil sogar von der Möglichkeit aus, dass sich die installierte Leistung noch einmal verdoppeln könnte.
Nach Angaben von Absolar hat diese Art von Energie die Emission von 27,8 Millionen Tonnen CO2 bei der Stromerzeugung vermieden. Die derzeitigen Kosten für die Installation liegen dem Presseberocht zufolge für Privathaushalte bei einem durchschnittlichen Installationspreis von 25.000 R$, für die Industrie läge dieser Wert bei 200.000 R$. Dabei sei der Preis in der Vergangenheit deutlich gesunken, die Kosten seien demnach in den letzten sechs Jahren um 44 % gesunken. Es gibt auch einen steuerlichen Anreize wie die Befreiung von der Mehrwertsteuer auf Verkäufe und Dienstleistungen (ICMS) beim Verkauf des kompletten Kits, das aus Wechselrichter und den Modulen besteht.
Mit dem Ausbau der Photovoltaik versucht Brasilien laut Ansicht des nationalen Industrieverbands CNI die von Brasilien unterzeichnete Verpflichtung zur Verringerung der Treibhausgasemissionen zu erfüllen, die im Pariser Abkommen festgelegt wurde. Das Land hat sich verpflichtet, die Emissionen bis 2025 um 37 % und bis 2030 um 50 % zu senken. Unbeantwortet bleibt derweil zum einen die Frage, dass der Großteil der brasilianischen Treibhausgaseemissionen aus der Landwirtschaft, der Rodung und Landnutzungsänderungen stammt und oftmals die von Energieinvestor:innen, Behörden und Gesetzgebung zu weig beachteten Rechte der lokal angestammten Bevölkerung, deren Landrechte oftmals mit den Ansprüchen der Engergiegroßproduzent:innen konkurrieren. Wie es die sozialen Bewegungen Brasiliens seit Jahren in DEbatten um sogenannten ereuerbare Energien immer wieder sagen: „Es ist nicht eine Frage der Technologie, es ist eine Frage was, für wen durch wen und wie.“